Leseprobe

127 Deutsche Schule Der Bestand von Gemälden deutscher Künstler fasst Werke zusammen, deren Maler oft nur den Gebrauch der deutschen Sprache gemein hatten. Ihre Geburtsstädte lagen in Böhmen, Österreich, Holland, Frankreich oder in der Schweiz, aber in Deutschland oder dem deutschsprachigen Raum verbrachten sie einen bedeutenden Lebensabschnitt. Auch wurden deutsche Gemälde weniger durch August den Starken oder seinen Sohn August III. angekauft, sondern sie befanden sich teils seit dem späten 16. und 17. Jahrhundert in der Kunstkammer. Die Sammlung zeigt Altarbilder aus der Zeit um 1500, die noch der spätmittelalterlichen Tradition verhaftet sind, während die Andachtsbilder Albrecht Dürers den Beginn des neuen Renaissancestils markieren. Lucas Cranach schuf in Wittenberg ab 1505 zahlreiche weltliche und religiöse Werke. Die Gemäldegalerie besitzt heute mit 58 Arbeiten die größte Cranachsammlung weltweit. Die humanistischen Ideen der Antike und italienischen Renaissance führten durch die Besin­ nung auf das Individuelle zu eindringlichen Porträts. Im Verlauf des 16. Jahrhunderts entwickeln sich erste manieristische Details wie ungewöhnliche Farbgebungen und spannungsreiche Körper­ stellungen, die bald die fürstlich-höfische Kunst dominieren. Stilbildend für den Barock des 17. Jahrhunderts wurde die Hell-Dunkel-Malerei Caravaggios. Während des zerstörerischen Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) gingen viele Künstler in friedlichere Regionen, etwa nach Italien oder in die Nieder­ lande, und ließen sich von dortigen Kunststilen inspirieren. Mit der Eröffnung der Bildersammlung etwa 1746 im Stallhof und der Konversion August III. zum alten Glauben wurden deutsche Maler vermehrt mit religiös-katholischen Bildthemen beauftragt. Ebenso widmeten diese sich der verfeinerten sächsi­ schen Hofkultur und den Landschaften aus der Umgebung Dresdens. Im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts gelangte schließlich die damalige zeitgenössische Kunst mit klassisch-my­ thologischen Szenen oder Natur- und Architekturdarstellungen in die Galerie. Intensive Werke der Porträtkunst zeichnen die Zeit der Aufklärung aus und weisen ins anschließende 19. Jahr­ hundert. | re

RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1