Leseprobe

128 Nach seiner Rückkehr aus Norditalien 1495 konnte Albrecht Dürer mit dem sächsisch-ernestinischen Kurfürsten Friedrich dem Weisen einen ersten bedeutenden Auftrag­ geber gewinnen. Von hoher politischer Autorität, stand er am Beginn von umfang­ reichen Modernisierungsplänen in seiner Residenzstadt Wittenberg, zu der er namhafte Künstler heranzog. Mit den Sieben Schmerzen der Maria entstand Dürers erste Auftragsarbeit für die Wittenberger Schlosskirche. Sie schildert sieben Szenen aus Leben und Passion Christi, die seine Mutter Maria zu erdulden oder erleiden hatte: Beschneidung Christi, Flucht nach Ägypten, Christus als 12-J ähriger im Tempel, Kreuztragung, Kreuzanheftung, Christus am Kreuz und die Beweinung . Zu dem Werk zählte ursprünglich noch die Figur der Schmerzensreichen Madonna (heute Alte Pinakothek, München), um die sich vermutlich die kleineren Tafelgemälde gruppierten. Nicht erhalten hat sich ein Pendant mit den Sieben Freuden der Maria . 1588 gelangte der Nachlass des 1586 verstorbenen Lucas Cranach des Jün­ geren in die Dresdner Kunstkammer, darunter zahlreiche Werke Dürers. Die zentrale Madonna gehörte jedoch nicht dazu, sie kam über Umwege 1804 nach München. Die große Holztafel war also bereits vor 1588 auseinandergesägt, sodass heute die ursprüngliche Zusammenstellung nicht endgültig gesichert ist. Heute in Erlangen aufbewahrte Nachzeichnungen aus der Cranach-Werkstatt von um 1550 zeigen sechs Schmerzensszenen, berichten aber auch von viele weiteren Werken Albrecht Dürers in Wittenberg.  | re Albrecht Dürer Nürnberg 1471–1528 Nürnberg Die Sieben Schmerzen der Maria 1495/96 Öl auf Nadelholz; je etwa 63×46 cm, 188,5×136 cm (gesamt) 1588 aus dem Nachlass von Lucas Cranach dem Jüngeren zur Kunstkammer gelangt Gal.-Nrn. 1875–1881

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