Leseprobe
157 Johann Alexander Thiele widmete dem Karneval von 1722 im Dresdner Zwinger mit Umzug und anschließendem Rennen ein opulentes Bildpaar. Es führt die höfische Festkultur unter August dem Starken bildhaft vor Augen, dokumentiert die bauliche Situation und gibt einen Ausblick auf weitere Planungen. Die Teilnehmer sind nach den Figuren der italienischen Commedia dell’Arte benannt und eingekleidet. Eine detaillierte Beschreibung aus demselben Jahr nennt die auftretenden Personen mit Namen. König August selbst führt, rotgekleidet auf einem Schimmel in der unteren Bildmitte, den Aufzug an. Im Rennen stellt Thiele den Wettkampf dar: Die Reiter mussten in fester Ordnung die die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft dar stellenden Figuren schlagen. Wurden sie getroffen, so entzündeten sich Raketen, flogen Vögel aus Käfigen, wurden Tiere freigelassen oder Wasser verspritzt. Thiele gibt beide Ansichten von einem erhöhten Standpunkt wieder: Im Aufzug gleitet der Blick vom Glockenspielpavillon aus in das westwärts führende Elbtal, links das Kronentor, gegenüber der Wallpavillon. Rechts setzt sich die Archi tektur fort, die im Rennen , hier vom Kronentor aus gesehen, die Perspektive auf einen zweigeschossigen, von Kolonnaden umgebenen Prunkbau öffnet. Diese von Pöppelmann geplante Schlossbauerweiterung wurde aber nie umgesetzt. Thiele ori entierte sich zudem an Kupferstichen französischer Feierlichkeiten. August nutzte die höfischen Lustbarkeiten zu repräsentativen, zeremoniellen und politischen Zwe cken und arrangierte das Geschehen selbst bis ins letzte Detail. | re
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