Leseprobe
6 Die Gemäldesammlung Augusts des Starken Unter der Leitung von Baron Raymond Leplat ließ der König gezielt Meisterwerke der Malerei ankaufen, um die ererbten Bestände in Qualität wie Umfang entschei dend zu vermehren. Schon bald war seine Gemäldesammlung derart bedeutsam, dass sie sich mit denen anderer Königshäuser in Europa messen konnte. So sammelte August der Starke venezianische Meister wie Giorgione, Tizian oder Palma il Vecchio, Bologneser wie Francesco Albani, Agostino und Annibale Carracci, Domenichino oder Guido Reni, Franzosen wie Jean Marc Nattier, Nicolas Poussin, Simon Vouet oder Antoine Watteau, Flamen wie Gillis van Coninxloo, Anthony van Dyck, Peter Paul Rubens, David Teniers den Jüngeren oder Martin van Valckenborch den Älteren, Holländer wie Gerard ter Borch, Rembrandt, Matthias Stom, Adriaen van der Werff oder Philips Wouwerman, und mit Vorliebe Feinmaler wie Gerard Dou, Gabriel Metsu, Willem van Mieris oder Caspar Net scher. Auch bedeutende Werke des Spaniers Jusepe de Ribera oder des Schweizers Joseph Heintz des Älteren gelangten in die Sammlung. Die Entstehung der Gemäldegalerie unter August III. Als Kurprinz Friedrich August 1733 nach dem Tod seines Vaters an die Macht kam, trat er nicht nur politisch in dessen Fußstapfen, sondern auch in Bezug auf die Förderung der Künste. 1734 wurde er wie sein Vater zum König von Polen und Großfürst von Litauen gekrönt und trug als solcher den Namen August III. Augusts besonderes Sammelinteresse galt Zeichnungen, Kupferstichen und Gemälden. Während seiner von 1711 bis 1718 dauernden Grand Tour, die ihn durch das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, die Schweiz, Frankreich und Italien bis nach Neapel geführt hatte, erlangte er eine große Expertise. Er gilt bis heute als einer der bedeutendsten Kunstsammler des 18. Jahrhunderts. Als echter Kenner der Malerei hatte August III. genaue Vorstellungen von der Weiterentwicklung der kur fürstlichen Sammlung und begann, die Gemäldegalerie systematisch zu ergänzen. Von seinem Vater hatte er so bedeutende Gemälde wie die Schlummernde Venus von Giorgione und Tizian, Albanis Galatea im Muschelwagen, Van Dycks Der trunkene Silen , Poussins Das Reich der Flora , Rembrandts Simson, an der Hochzeitstafel das Rätsel aufgebend oder Renis Christus mit der Dornenkrone geerbt. Damit war ein Qualitätsniveau vorgegeben, das der Sohn nicht nur fort führen, sondern übertreffen wollte. Augusts III. besaß eine Vorliebe für italienische Kunst. So bewunderte er die Malerei der Venezianer und deren koloristische Raffinesse und erwarb in der Folge Meisterwerke von Tizian, Tintoretto und Veronese, aber auch von Palma il Vecchio, Francesco, Jacopo und Leandro Bassano, Canaletto oder Bellotto. Daneben bildete die Malerei der Emilia – insbesondere die Bologneser Schule – einen weiteren Schwerpunkt seiner Sammeltätigkeit, mit bedeutenden Werkgruppen von Francesco Albani, dem späten Guercino, Correggio, den Carracci sowie mit Bildern von Parmigianino und Guido Reni.
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