Leseprobe

7 Insgesamt lag der Sammlungsschwerpunkt, dem Zeitgeschmack des 18. Jahr­ hunderts folgend, auf einer reifen, hochentwickelten Malerei des 16. und 17. Jahr­ hunderts mit klarer Zeichnung und prononcierter Farbigkeit, die sich an Raffael, Correggio, aber auch Tizian geschult hatte. Die Kunst der frühen Italiener des 14. und 15. Jahrhunderts hingegen betrachtete man als noch unausgegoren und brachte ihr daher weitaus weniger Wertschätzung entgegen. Augusts Interesse aber galt nicht nur der italienischen Kunst – er erwarb auch großartige Gemälde französischer, deutscher, flämischer und holländischer Malerei wie beispielsweise von Van Eyck, Dürer, Van Dyck, Holbein, Lancret, Lorrain, Murillo, Poussin, Ribera, Rubens, Rembrandt, Ruisdael, Velázquez, Vermeer oder Watteau. Hatte schon August der Starke kleinformatige holländische und flämische Kabinettstücke geschätzt, so sollte ihm auch sein Sohn in dieser Vorliebe folgen. Auch er erwarb in beachtlicher Zahl Bilder der Leidener Feinmaler wie von Gerard Dou, Gabriel Metsu, Frans und Willem van Mieris oder des in Den Haag wirkenden Caspar Netscher. Die Qualität dieser Ankäufe erstaunt noch heute und spricht für die Kennerschaft des Königs wie seiner Einkäufer. Eine besondere Leidenschaft Augusts III. aber galt Pastellen. So richtete man für die große und bedeutende Sammlung solcher Arbeiten im Stallgebäude einen eigenen Raum ein. Dessen Mittelpunkt bildeten 157 Pastelle von Rosalba Carriera, womit Dresden die größte Sammlung von Werken dieser venezianischen Malerin besaß. Darüber hinaus aber gehörten zu der Sammlung auch herausragende Werke anderer Künstler wie Jean-Étienne Liotard, Anton Raphael Mengs oder Maurice Quentin de La Tour. Bis heute ist das Dresdner Pastellkabinett in dieser Form welt­ weit einzigartig. Anton Raphael Mengs Friedrich August II., Kurfürst von Sachsen, als König von Polen August III. (1696–1763) , 1745 Pastell auf Papier, 55,5×42 cm Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden

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