Leseprobe
18 Männliches ›Idol‹ mit Dolch Kykladisch, um 2300/2200 v.Chr. Marmor, wahrscheinlich naxisch; Höhe 23 cm 1914 von Alexander Margaritis, Athen/München, erworben Inv.-Nr. ZV 2595 Auf die von einem berühmten Archäologen des 19. Jahrhunderts noch als »Scheusale aus Marmorsplittern« titulierten, heutzutage als »Kykladen-Idole« bezeichneten Statuetten ist als einer der ersten ein holländischer Graf namens Pasch van Krienen aufmerksam geworden. Van Krienen hat im Jahr 1771 die Ägäis bereist und auf der Insel Ios Gräber freigelegt, in denen er seinem kurze Zeit später publizierten Bericht zufolge unter anderem ein »piccolo Idolo di pietra di paragone«, also ein Figürchen aus Probierstein gefunden hat. Wenn die Interpretation als Kykladen-Idol richtig ist, muss das Stück eines der wenigen Objekte dieser Gattung sein, die nicht aus gewöhn- lichem Marmor, sondern aus dunklem Stein bestehen. Nachdem im Jahr 1817 erstmals ein – nun allerdings in Attika gefundenes – Kykladen-Idol in einer Zeichnung vorgelegt worden war, konnten in der Folgezeit auf den Kykladen immer wieder Idole geborgen werden, auf die Bauern bei der Feldarbeit gestoßen waren. Relativ früh, im Jahr 1859, ist die Ankunft von vier Idolen in der Skulpturensammlung zu verzeichnen, die im zugehörigen Jahresbericht als »kunstgeschichtlich sehr merkwürdige Marmorfiguren ächt griechischen Ur sprungs« beschrieben werden. Der »Königliche Berg-Comissar« Karl Gustav Fiedler hatte sie im Jahr 1837 auf Naxos erworben. Als letztes der insgesamt acht Kykladen-Idole ist das hier abgebildete in die Dresdner Sammlung gelangt. Es gehört zu der kleinen Gruppe von Idolen, die eine bewaffnete Person, vielleicht einen Krieger, zeigen. | sk
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