Leseprobe
19 Mischgefäß (Krater) Attisch, um 1000 v.Chr. Ton; Höhe 19,8 cm 1895 aus dem Besitz von Botho Graef, Berlin, erworben Inv.-Nr. ZV 1465 Die ausgewogenen Proportionen, der knappe Umriss und der karge Dekor des Mischgefäßes rufen den Eindruck gesammelter Monumentalität hervor. Die vege tabilischen und geschmeidigen Schmuckelemente der minoischen und mykenischen Zeit haben sich hier zu rein geometrischen, zirkelgezogenen Kreissystemen verselbst- ständigt. Dieses frühe und schlichte Gefäß, das nach dem Untergang der mykeni- schen Kultur zu den ersten Zeugnissen griechischer Kunst überhaupt gehört, birgt bereits die Eigenschaften in sich, die für die gesamte griechische Kunst charakteris- tisch bleiben sollten: Klarheit des Aufbaus, organisch aufgefasste Form und harmo- nisch ausgewogene Proportionen. Über einem niedrigen Kegelfuß steigt der tongrundige Gefäßkörper gestrafft nach oben und endet in einer leicht nach außen gebogenen, dunkel umrandeten Lippe. Die bogenförmigen Rundstabhenkel liegen eng an der Wandung an, vollzie- hen aber parallel zur Lippe die leichte Schwingung nach außen mit. Sie sind flüchtig quer gestreift und an den Außenseiten von dunklen Linien gefasst, die über die Henkelansätze hinaus nach unten gezogen sind. Die jeweils drei Kreissysteme auf beiden Wandungsseiten haben einen Zirkeleinstich und werden unten und oben von dreifachen beziehungsweise einem umlaufenden Streifen gerahmt. | kk
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