Leseprobe

21 Halshenkel-Amphora Attisch, letztes Viertel 8. Jh. v.Chr., Werkstatt der Haken-Swastika Ton; Höhe 57, Ø 31,5 cm 1900 von Wolfgang Job, Laurion (Griechenland), erworben Inv.-Nr. ZV 1820 Analog zu einem menschlichen Körper wird die Form griechischer Gefäße mittels einzelner Körperteile beschrieben. Demnach steht die spätgeometrische Amphora auf einem kräftigen ringförmigen Fuß, weist einen schlanken, leicht verzogenen Bauch auf und einen schmalen geraden Hals, der in einer wulstigen Lippe endet. Die Henkel sitzen zu beiden Seiten des Halses auf der Schulter auf, was dem Gefäßtyp zu seinem Namen verholfen hat: Amphora bedeutet »auf beiden Seiten getragen«. Die Verzie- rung des wohlproportionierten Gefäßkörpers mit umlaufenden Linien und Mustern ist typisch für die frühe Phase griechischer Vasenmalerei (11.– 8. Jh. v.Chr.). Sie wird nach den sowohl freihändig als auch mit Hilfsmitteln aufgemalten Formen – Linien, Kreise, Dreiecke und Vierecke – geometrische Stilphase genannt. Eigenart und häu- fige Verwendung bestimmter Ornamente ermöglichen die Zuweisung zu Meistern. Für die Werkstatt der Haken-Swastika ist das Kreuz mit abgewinkelten Armen und umbiegenden Schenkeln charakteristisch, wie es auf dem umlaufenden Fries zwischen kreuzschraffierten Rautenketten zu sehen ist. Auf den beiden Bildfeldern des Gefäß- halses sind figürliche Darstellungen von zwei an einen Dreifuß angebundenen Pferden zu sehen, unter deren Leibern sich je zwei Vögel gegenüberstehen. Die Griechen verwendeten Amphoren in erster Linie als Behältnisse für die Lagerung und den Transport von Getreide, Olivenöl und Wein. Bei den frühen Ge­ fäßen, die größtenteils im Grabzusammenhang gefunden wurden, handelt es sich aber vielmehr um würdige Grabbeigaben.  |  sw

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