Leseprobe
36 Pelike mit Hochzeitsszene Apulisch, 340/330 v.Chr., Egnazia-Gruppe Ton; Höhe 44,1 cm, Ø 28 cm 1891 vom Antiquar Salomon, Dresden, angekauft Inv.-Nr. Dr. 526 Auf dem bauchigen Gefäß, das Pelike genannt wird, sind auf beiden Seiten Hoch- zeitsszenen dargestellt. Dabei sind allerdings keine konkreten Vorgänge der mehr tägigen Zeremonie abgebildet, sondern Einzelbilder und Attribute, die auf das ein- schneidendste Ereignis im Leben der Frau in der Antike verweisen. Wir sehen attrak- tive junge Menschen, die reich geschmückt sind und allerlei Accessoires der Liebes- werbung mit sich führen: Spiegel, Kränze, Schmuckbinden, Stäbe, Tauben, eine Strigilis und eine Iynx. Letztere ist der kleine weiße Gegenstand in der rechten Hand der stehenden Frau: ein schwirrendes Rädchen, das im griechischen Liebeszauber verwendet wurde. Mit Sprüchen wie »magisches Rädchen, zieh in mein Haus du den Mann, den ich liebe« beschwor man den Angebeteten. Der geflügelte Liebesgott Eros zu beiden Seiten verdeutlicht nur einmal mehr die allumfassende Liebesthematik. Es lässt sich leider nicht sagen, ob das apulisch rotfigurige Gefäß im Hoch- zeitskontext Verwendung gefunden hat oder doch vielmehr für den sepulkralen Gebrauch angefertigt wurde, vielleicht für eine jung verstorbene Frau, die ihr wich- tigstes Ziel, die Heirat, nicht mehr erreicht hat. | sw
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