Leseprobe
49 Zwei Repliken einer griechischen Siegerstatue 2. bzw. 1. Jh. n.Chr.; Kopien einer verlorenen Bronzestatue von Polyklet, kurz nach 460 v.Chr. Parischer Marmor; Höhe Kinn bis Scheitel 86,5 cm und 21 cm 1728 aus der Sammlung Flavio Chigi, Rom, sowie 1897 aus Privatbesitz, Wien, erworben Inv.-Nr. Hm84 und Hm85 Von den vielen Hundert bronzenen Siegerstatuen, die in der Antike in Olympia zur Aufstellung gelangt sind, hat sich keine einzige erhalten. Einige wenige Siegerstatuen sind jedoch in der Römischen Kaiserzeit abgeformt und im Anschluss daran – vor- nehmlich in Athen – in Marmor sowie gelegentlich auch in Bronze kopiert und exportiert worden. Adolf Furtwängler (1853–1907) ist es gelungen, eine Statue im British Museum, die demselben statuarischen Typus angehört wie die beiden Dresd- ner Stücke, mit einer im Jahr 1877 in Olympia entdeckten Basis zu verbinden. Die Basis trägt auf der Oberseite die Inschrift: »Der Faustkämpfer Kyniskos aus dem ruhmreichen Mantinea – des Vaters Namen trägt er – hat als Sieger dies aufgestellt.« Position und Größe der Einlassungen in der Oberseite der Basis erlauben den Schluss, dass die verlorene Bronzestatue genauso gestanden hat und genauso groß war wie die Skulptur im British Museum, deren Höhe 145 Zentimeter beträgt. Dank Pausanias, der um 175 n.Chr. Olympia bereist und ein Verzeichnis der dort aufgestellten Siegerstatuen angelegt hat, kennen wir auch den mutmaßlichen Grund dafür, dass die Statue des Kyniskos so oft abgeformt worden ist: Sie war ein Werk des berühmten Bronzegießers Polyklet (S. 50), der zwischen 460 und 420 v.Chr. etliche Statuen, vor allem von Athleten, aber ebenso von Gottheiten (S. 51) und Heroen geschaffen hat. | sk
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