Leseprobe

51 Kopf einer Statue des Apollon (sog. Diadumenos) Um 160/180 n.Chr.; Kopie einer verlorenen Bronzestatue von Polyklet, um 430/420 v.Chr. Parischer Marmor; Höhe Kinn bis Scheitel 26 cm 1728 aus der Sammlung Flavio Chigi, Rom, erworben Inv.-Nr. Hm71 Die von Polyklet geschaffene Bronzestatue des Apollon besaß eine Größe von etwa 185 Zentimetern und ist wahrscheinlich in nachantiker Zeit eingeschmolzen wor­ den. Erhalten haben sich aber zahlreiche Kopien aus der Zeit zwischen 100 v. Chr. und 200 n.Chr. Die Bildhauer der Kopien haben Gipsabgüsse des Originals mit einer derartigen Genauigkeit in Marmor übertragen, dass es sogar möglich ist, die Dis- position aller Locken des Originals zu rekonstruieren. Die Kopien geben außerdem zu erkennen, dass Apollon nicht etwa Pfeil und Bogen in den Händen hält, wie es bei vielen anderen Statuen dieses Gottes der Fall ist, sondern dabei ist, sein reiches Haupthaar mit einer Binde zu umschließen. Eine Benennung des Dargestellten ist nur deshalb möglich, weil die früheste der 30 erhaltenen Kopien – sie stammt aus der Zeit um 100 v. Chr. und stand auf der Kykladeninsel Delos – von ihrem Bildhauer um ein aussagekräftiges Attribut bereichert worden ist: Es handelt sich um einen Köcher, der sich an der Statuenstütze neben dem Standbein befindet. In der Römischen Kaiserzeit wurde die Statue einfach nur als »Diadumenos« (Plinius, Naturalis historia ) beziehungsweise als »der Schöne, der sich eine Binde umlegt« (Lukian, Die Lügenfreude oder der Ungläubige ) bezeich- net.  |  sk

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