Leseprobe
118 Grabplatte der Nohrâ 226/227 n.Chr. Kalkstein; 52,5×42,5×25 cm 1890 vom sächsischen Kronprinzen Friedrich August geschenkt Inv.-Nr. Hm25 Die antike Oasenstadt Palmyra im heutigen Syrien gelangte im Römischen Reich als Handelsmetropole und Warenumschlagplatz zu großem Reichtum. Zwischen dem 1. und 3. Jh. n.Chr. entstand hier eine ganz eigene Kultur und Bildsprache, die von lokalen und überregionalen Bildtraditionen gleichermaßen beeinflusst wurde. In besonderer Weise trifft dies auf die palmyrenischen Grabreliefs mit Porträts zu. Sie stammen aus Grabanlagen, die das einstige Stadtgebiet umgaben. Die Grabbauten konnten hoch aufragende Turmgräber, exklusive sogenannte Tempel- oder Haus- gräber oder unterirdische Anlagen (Hypogäen) sein. Die Gräber an sich, sogenannte Schiebegräber (loculi), wurden seit dem 1. Jh. n.Chr. meist mit Platten verschlossen. Auf den loculus-Reliefs erinnern die Dargestellten und aramäische Inschriften an die Verstorbenen. Die auf dem Dresdner Relief wiedergegebene Frau blickt zum Betrachter; ihren Namen Nohrâ, ihr Sterbejahr 226/227 n. Chr. sowie ihre Familienzugehörig- keit nennt die Inschrift rechts neben ihrem Kopf. Sie trägt ein kurzärmliges Unter- gewand, darüber einen Mantel und den Schleier. Ihr reichhaltiger Schmuck, beste- hend aus Ohrringen, Halsketten, Armreif und Fingerring, der in seiner einstigen farbigen Fassung noch augenfälliger hervorgehoben war, verdeutlicht ein für die palmyrenischen Grabbildnisse typisches Repräsentationsbedürfnis. | sw
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1