Leseprobe

124 Reiterstatuette des Marc Aurel Antonio Averlino, gen. Filarete Florenz um 1400 – um 1469 Rom (?) Um 1440/1445 Bronze mit Spuren von Email; 38,2×38,4×17,4 cm Erstmals im Kunstkammerinventar von 1587 nachweisbar Inv.-Nr. H4 155/37 Diese Figur ist eine stark verkleinerte Kopie des über vier Meter großen Reiterstand- bilds aus Bronze des römischen Kaisers Marc Aurel, des einzigen in dieser Vollstän- digkeit erhaltenen derartigen Monuments der Antike. Seit dem 8. Jahrhundert stand es vor dem päpstlichen Lateranpalast, bis es 1538 auf das Kapitol gebracht wurde. Filaretes Reduktion ist die älteste Kleinbronze der Renaissance und gilt als Grün- dungswerk dieser so wichtigen neuen Gattung, die den Geist der Antike in das »studiolo« humanistisch gebildeter Sammler brachte. Filarete, was so viel wie »Tugendliebhaber« bedeutet, war Architekt und Bild­ hauer und verfasste einen bedeutenden Traktat. Er wurde wahrscheinlich bei Lorenzo Ghiberti in Florenz ausgebildet, als dieser die Paradiesestür für das Baptisterium schuf. Die dabei gewonnene Expertise führte offenbar dazu, dass Filarete von Papst Eugen IV. den Auftrag erhielt, eine monumentale Bronzetür für den Petersdom in Rom (1433–1445) auszuführen. In dieser Zeit modellierte Filarete auch die Klein- bronze, die ebenso wie die Tür in einem streng antikisierenden Stil gehalten ist. Bemerkenswert ist nicht nur die Statuette selbst, sondern auch die ausführ­ liche Inschrift auf der Bodenplatte. Obwohl darin steht, dass die Figur für Piero de’ Medici bestimmt war, gelangte sie in den Besitz der Markgrafen von Mantua. Von dort kam sie 1586 als Geschenk Guglielmo Gonzagas an Kurfürst Christian I. von Sachsen nach Dresden.  |  ckg

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