Leseprobe

126 Kurfürst Friedrich III. von Sachsen, gen. der Weise Adriano Fiorentino Florenz um 1450/1460–1499 Florenz 1498 Bronze; 62,8×49,5×27 cm Erstmals 1826 im Katalog der Antikensammlung als »aus der Schlosskirche Torgau stammend« erwähnt Inv.-Nr. H4 1/1 Friedrich der Weise (1463–1525) war ab 1486 Kurfürst von Sachsen. Als Erzmar- schall dreier römisch-deutscher Kaiser galt er als einer der einflussreichsten Fürsten seiner Zeit. Er gründete die Universität Wittenberg und wurde der Schutzherr Martin Luthers, für dessen Ideen er offen war, ohne jedoch die Reformation in seinem Ter- ritorium einzuführen. 1505 berief er Lucas Cranach den Älteren zum Hofmaler. Durch die Signatur erweist sich die Büste als Werk des florentinischen Künst- lers Adriano Fiorentino, der als Bildhauer, Medailleur und Kanonengießer in Flo- renz, Neapel, Urbino und Mantua tätig war. Adriano kam bei seinen Reisen bis nach Innsbruck an den Hof Kaiser Maximilians I., ja vielleicht sogar bis nach Süddeutsch- land. Da sich Friedrich zur Zeit der Entstehung des 1598 datierten Porträts immer wieder beim Kaiser aufhielt, wird es bei dieser Gelegenheit zur Anfertigung der Büste gekommen sein. Sie gilt als frühestes Beispiel einer italienischen Bildnisbüste der Frührenaissance nördlich der Alpen. Typisch ist dabei der gerade untere Abschnitt, der sich von mittelalterlichen Reliquienbüsten ableitet. Dieser wurde im 16. Jahr- hundert durch den Einfluss antiker Vorbilder von einem gerundeten Abschluss mit Stütze abgelöst. Es wird allgemein angenommen, dass Adriano nur das Modell der Büste schuf, Guss und Ziselierung allerdings von einem deutschen Meister ausge- führt wurden.  |  ckg

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