Leseprobe
138 Christian I. Kurfürst von Sachsen Carlo di Cesare del Palagio Florenz 1540–1598 Mantua 1592/93 Bronze; Höhe 69,3 cm (ohne Sockel) Erstmals im Kunstkammer-Inventar von 1595 erwähnt Inv.-Nr. H4 1/3 Christian I. (1560–1591) überlebte als einziger seiner neun Brüder den Vater, Kur- fürst August von Sachsen, der 1586 verstarb. Christian war kulturell interessiert und sah Kunst als wichtiges Instrument fürstlicher Repräsentation. Offenbar unter dem Eindruck der Kleinbronzen Giambolognas (S. 134 und 135), die er als Geschenke zu seinem Regierungsantritt vom Großherzog der Toskana, Francesco I. de’ Medici, und vom Künstler selbst erhalten hatte, sandte er seinen Hofarchitekten Giovanni Maria Nosseni umgehend nach Florenz, um dort Künstler für seine ambitionierten Projekte anzuwerben. Nosseni gelang es, einen Schüler Giambolognas zu verpflich- ten, und so kam Carlo di Cesare del Palagio 1590 nach Sachsen, wo er in den nächs- ten drei Jahren hauptsächlich am reichen Skulpturenschmuck der Wettiner Grablege im Dom zu Freiberg arbeitete. Zu diesem gehören auch 22 Figuren aus Bronze, unter denen sich fünf lebensgroße Porträtstatuen von Christians Eltern und Großeltern sowie von ihm selbst befinden. Aufgrund von Christians frühem Tod wurde das Freiberger Mausoleum nur in einer reduzierten Form ausgeführt und Carlo folgte 1593 dem Ruf an den Hof nach München. Zuvor fertigte er jedoch für die Witwe Christians diese Bildnisbüste, die im Wesentlichen der Porträtstatue in der Grablege entspricht. Da diese bei der soge- nannten »ewigen Anbetung« dargestellt ist, wirkt auch die Büste sehr würdevoll und streng und besticht vor allem durch die detailreiche Wiedergabe der Rüstung. | ckg
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1