Leseprobe

141 Afrikaner Nicolas Cordier, zugeschrieben Saint-Mihiel (?) 1567–1612 Rom Um 1610 Marmor; 79×59×27 cm 1728 aus der Sammlung Flavio Chigi, Rom, angekauft Inv.-Nr. Hm187a Der aus Lothringen stammende Bildhauer Nicholas Cordier ließ sich um 1592/93 in Rom nieder, wo er erfolgreich für Papst Clemens VIII., Papst Paul IV. und Kar- dinal Scipione Borghese arbeitete. Cordier war einer der ersten Bildhauer der Neu- zeit, der in Anlehnung an antike Vorbilder die darstellerischen Möglichkeiten bunten Marmors nutzte. Berühmt ist seine Statue des sogenannten Moro Borghese (heute im Louvre, Paris), für den Cordier den Torso einer antiken Gewandstatue aus röt- lichem Alabaster mit schwarzem Marmor zur Figur eines jungen Mauren ergänzte. Der charakteristische Kopf dieser Statue mit seinen kurzen Filzlocken wurde offen- bar in der vorliegenden Büste reproduziert. Diese stammt aus der römischen Samm- lung Chigi und galt zum Zeitpunkt ihres Ankaufs für Dresden als antikes Original, für das ein horrender Preis bezahlt werden musste. In der Ausführung erscheint der Dresdner Kopf noch raffinierter als der Moro Borghese . So wurde der dunkle Marmor im Gesicht auf Hochglanz poliert, während das stumpf belassene Haar perfekt die naturkrausen, wolligen Locken eines Afrika- ners wiedergibt. Zur Steigerung des Effekts wurden die Augäpfel in weißemMarmor eingelegt, die dem Kopf einen lebendigen, etwas nervösen Blick verleihen. |  ckg

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