Leseprobe

151 Selbstmord des Cato und Selbstmord der Porcia François Duquesnoy, Nachfolger Um 1700 Bronze; 67×32,5×30,5 cm und 70,3×26,7×26,8 cm 1715 von Baron Raymond Leplat für August den Starken in Paris erworben Inv.- Nrn. H4 155/29 und Hase1 14/59 Der römische Politiker Marcus Porcius Cato (95–46 v. Chr.), genannt Cato der Jüngere (um ihn von seinem Urgroßvater gleichen Namens zu unterscheiden) oder Cato Uticensis (nach dem Ort Utica, wo er Selbstmord beging), galt aufgrund seiner Disziplin, Willensstärke und Unbestechlichkeit als Inbegriff moralischer Integrität und altrömischer Tugend. Als Verfechter der Republik wurde er zu einem wichtigen Gegenspieler Cäsars und wählte nach dessen Sieg im Bürgerkrieg den Freitod, da er dies einer etwaigen Begnadigung durch den Tyrannen vorzog. Wie Plutarch berich- tet, nahm sich seine Tochter Porcia, die mit Brutus, einem der Mörder Cäsars, verheiratet war, nach dem Tod ihres Gatten durch das Schlucken glühender Kohlen ebenfalls das Leben – eine Legende, die sie als vorbildliche Ehefrau und würdige Tochter Catos erscheinen lassen sollte. Im Gegensatz zur Renaissance, in der man Kleinbronzen als individuelle Kunstwerke im intimen »studiolo« verwahrte, wo man sie in die Hand nahm und bewunderte, wurden sie im Barock Teil der Ausstattung der Repräsentationsräume. Die Statuetten waren nun größer, und da man die Interieurs symmetrisch dekorierte, wurden gern Paare von bewusst als Gegenstücken konzipierten Figuren hergestellt. Der Schöpfer dieser beiden Bronzen ist nicht bekannt. Da sie von Baron Leplat, dem Kunstagenten Augusts des Starken, in Paris angekauft wurden, ist anzunehmen, dass es sich um Werke eines bislang noch nicht identifizierten französischen Meisters in der Nachfolge Duquesnoys handelt.  |  ckg

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