Leseprobe
152 Boreas raubt Oreithyia Nach Gaspard Marsy Paris, um 1700 Bronze; 53×32,5×31,5 cm 1714 von Baron Raymond Leplat für August den Starken in Paris erworben Inv.-Nr. H4 154/13 Die beiden Kleinbronzen stellen kleinformatige Reproduktionen nach berühmten Mamorstatuen im Schlosspark von Versailles dar. Die eine Gruppe zeigt Boreas, die Personifikation des winterlichen Nordwindes, der die Nymphe Oreithyia entführt, während zu ihren Füßen Zephir, der milde Westwind, kauert. In der vom Hofmaler Charles Le Brun erdachten kosmologischen Dekoration des Parterre d’Eau in Versail- les stand diese Skulptur, die von Gaspard Marsy 1677 entworfen und nach dessen Tod von seinemMitarbeiter Anselme Flamen fertiggestellt wurde, für das Element Luft. Das Element Feuer wurde durch eine 1699 vollendete Skulptur von François Girardon wiedergegeben, die den Raub der Proserpina zeigte. Diese wurde von Pluto, dem Gott der Unterwelt – darin versteckt sich die Assoziation zum Feuer – entführt, woraufhin ihre Mutter Ceres, die Göttin des Ackerbaus, so traurig wurde, dass sie der Erde die Fruchtbarkeit entzog. Um diese untragbare Situation zu been- den, einigte man sich darauf, dass Proserpina jeweils eine Jahreshälfte bei ihrer Mutter und die andere bei Pluto verbringen sollte. Die Skulpturen im Park des französischen Königs galten als Inbegriff von Eleganz und wurden gern als kleinformatige Bronzen reproduziert. Man stellte sie einzeln oder als Pendants kombiniert sowohl in einer Größe von etwa 105 Zenti- metern als auch als etwa halb so große Statuetten mit etwa 55 Zentimetern Höhe her. Das Dresdner Paar gehört zu den frühesten dokumentierten »kleinen« Güssen dieser beliebten Modelle. | ckg
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