Leseprobe

94 Zudem wollte und konnte er sich als Privatier nun ausschließ- lich mit der Luftschifffahrt beschäftigen. Ein weiterer Beweggrund mag der ständige Garnisonswechsel als Offzier mit der Familie gewe- sen sein. Für seine Frau Ella, Tochter Gisela und seinen Sohn Eber- hard waren die häufigen Orstwechsel sicher eine Herausforderung. Anfang Juli 1908 zogen die Moedebecks zurück nach Berlin. Mit sei- nem Ausscheiden aus dem aktiven Militärdienst verkaufte er auch seine zwei Pferde, die er als Offizier besessen hatte. A ls Autor und Herausgeber erwarb sich der umtriebige Moedebeck besondere Ver- dienste. Zu seinen Werken gehörten auch Nachschlagewerke, unter anderem Novitä- ten über deutsche Fachausdrücke in der Luftschiffersprache. Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts waren die Franzosen in der Entwicklung von Luftfahrzeugen füh- rend. Viele Fachbegriffe in dem noch jungen Genre Luftfahrt kamen daher aus dem Fran- zösischen. Moedebeck setzte sich dafür ein, deutsche Begriffe zu finden und einzuführen. Ein wichtiges und bis heute für uns selbst- verständliches Wort stammt übrigens von Während einer Marschpause werden die Pferde mit Wasser versorgt. Auf dem Foto sind rechts Moedebecks Pferde Hans und Fritz zu sehen. Es entstand zwischen April 1905 und Mai 1908. Zu der Zeit war Moedebeck Bataillons­ kommandeur im Badischen Fußartillerie-Regiment Nr. 14. ihm. Auf einer Sitzung des Berliner Vereins für Luftschiffahrt Anfang Mai 1909 diskutierten die anwesenden Mitglieder über die Bezeich- nungen für Fahrzeuge, die schwerer als Luft waren. Vorschläge waren unter anderem Flugmaschine und Drachenflieger. Zufrieden waren die Luftschiffer damit nicht, doch es konnte einfach kein pas- sendes deutsches Wort gefunden werden. Angeregt von dieser Dis- kussion schlug Moedebeck in Heft 11 der Illustrierten Aeronautischen Mitteilungen vom 2. Juni 1909 das Wort »Flugzeug« vor. Er argumen- tierte, dass es die Wörter Fahrzeug, Schreibzeug etc. ebenfalls gäbe. Das Flugzeug sollte künftig alle anderen im Gebrauch befindlichen Bezeichnungen ersetzen und somit alle bisherigen sprachlichen Schwierigkeiten aus demWeg räumen. So brillant dieser Einfall war, dauerte es dennoch eine Weile, bis sich die Bezeichnung endgültig durchsetzte.

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