Leseprobe
16 Verluste an eigenen Soldaten beenden und Japan zur bedingungslo- sen Kapitulation zwingen konnte. Um dies zu erreichen, wünschten die USA den Eintritt der Sowjetunion in den Krieg. Die Rote Armee sollte die in der Mandschurei stationierten japanischen Truppen binden, damit diese nicht zur Verteidigung Japans herangezogen werden könnten. Am 26. Juli 1945 deklarierten die Regierungschefs der Vereinigten Staaten, Chinas und des Vereinigten Königreichs, Japan die letzten Schläge, »the final blows«, zu versetzen, sollte es nicht kapitulieren. Sie seien andernfalls entschlossen, ihre militäri- sche Macht »zur unvermeidlichen und vollständigen Zerstörung der japanischen Streitkräfte und, ebenso unvermeidlich, zur äußersten Verwüstung des japanischen Mutterlandes« einzusetzen. 5 Noch vor Eröffnung der Konferenz hatte Präsident Truman die Nachricht vom erfolgreichen Test der Atombombe erhalten. Und in der Folge fielen nach der Potsdamer Konferenz am 6. August und 9. August 1945 die ersten und bis heute zum Glück einzigen Atombomben – mit bis dahin unvorstellbaren Folgen für deren Ziele Hiroshima und Naga- saki. Seither finden Leben und Politik der Menschheit im Schatten der nuklearen Drohung statt. Bei der Mannigfaltigkeit der besprochenen Themen, ihrer auch weit über Europa hinausweisenden politischen Bedeutung für die Nachkriegszeit und selbst noch für unsere Tage setzt der vorliegende Band an. In ihm soll nicht noch einmal die Geschichte der Potsdamer Konferenz nacherzählt und betrachtet werden, wie es vom »heißen« zum »kalten« Krieg kam. Das ist durch Herbert Feis, Robert Betzell, Charles L. Mee, Michael Dobbs und zuletzt Michael Neiberg, der seine Leser gleichsam mit an den Konferenztisch gesetzt hat, in umfänglicher Weise geschehen. 6 In ihm soll es auch nicht vorrangig um Europa und die deutsche Frage gehen. Denn auch diese Aspekte sind wissenschaftlich oft und gut aufgearbeitet worden, so etwa durch Herbert Kröger, Fritz Faust, Ernst Deuerlein oder Michael Antoni, um nur einige wenige Autoren zu nennen. 7 An dieser Stelle soll gefragt werden, was die Politik, aber auch was die Öffentlichkeit, was also die Menschen sich von der Konfe- renz der »Großen Drei« in Potsdam erhofft, erwartet, versprochen haben. Und selbstverständlich ist dafür wichtig, sich den Ort des Geschehens ins Gedächtnis zu rufen und zu sehen, welche Ziele die drei Siegermächte verfolgten. Vorrangig soll aber geschaut werden, welche Vorstellungen sich die Menschen in Europa und Asien von einer neuen Zeit mit einer neuen Ordnung nach den langen Jahren des verheerenden Krieges gemacht haben. Kehrten im Anschluss an die Konferenz und das Ende des Krieges, denn beides muss man hier ja zusammen denken, Zuversicht und Sicherheit ein? Nahmen die Menschen die Entscheidungen von Potsdam, an denen sie selbst nicht beteiligt waren und die nur von einer Handvoll Politiker und letztlich allein von den »Großen Drei« getroffen wurden, überhaupt wahr? Und wenn ja, sahen sie darin eine Chance für sich in einer besseren Zukunft?
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