Leseprobe

100 politischen Vergangenheit aufgeworfen hätte, nach der persönlichen Verantwortung für die Menschheitsverbrechen in den Vernichtungs- und Konzentrationslagern, für die Millionen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, die nach ihrer Befreiung nach Hause strebten. Sich mit all dem nicht auseinanderzusetzen, gehörte auch zum Über- lebenskampf – was im Übrigen gleichfalls gegen eine »Stunde null« spricht: Die deutsche Mehrheitsbevölkerung kümmerte sich indivi­ dualisiert um sich selbst, allerdings nicht erst seit dem Kriegsende. 3 Die Deutschen am Ende des Krieges Der Krieg kehrte im Herbst 1944 dorthin zurück, von wo aus er entfes- selt worden war, nicht mehr »nur« aus der Luft, sondern nun auch am Boden. Mit der Zurückdrängung der Wehrmacht – auch in Westeuropa – geriet Deutschland in seiner Fläche in einen Bombenhagel, der etliche Deutsche erst jetzt den Krieg am eigenen Körper erfahren ließ. Hinzu kam der zunehmende Terror, den das NS-Regime inzwischen gegen alle in der Mehrheitsbevölkerung richtete, die nicht mehr weiter­ machen wollten. »Mein Gott, ist das ein grausamer Krieg! Jetzt spürt ihn aber jeder«, schrieb beispielsweise Theo Paschmann aus Erkelenz am 19. Februar 1945, nachdem sein Heimatort zur »Festung« ausge- baut worden und ins Visier der westalliierten Streitkräfte geraten war. 4 Generaloberst Alfred Jodl unterzeichnet das Doku­ ment über die bedingungs­ lose Kapitulation der Deutschen Wehrmacht am 7. Mai 1945 in Reims Köln 1945  →

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