Leseprobe

13 Potsdam war die letzte der alliierten Kriegskonferenzen, und obwohl sie nach der Kapitulation des Deutschen Reiches stattgefunden hat und über das Schicksal vieler Menschen vor allem in Europa und Asien entscheiden sollte, gelten die Zusammenkünfte der »Großen Drei« in Teheran und in Jalta als bedeutender, sind weitaus bekann- ter als die Potsdamer Konferenz. Informationen, wie etwa Film- und Zeitungsberichte, Foto- und Radioreportagen über das letzte Treffen der Staatslenker, Truman, Stalin und Churchill, für den später Attlee als britischer Premierminister übernahm, finden sich, sucht man danach, in der Regel nicht einmal unter dem Stichwort »Potsdamer Konferenz« oder »Potsdam Conference«, sondern unter dem Eintrag »Berlin Conference«, Konferenz von Berlin. Denn Berlin, die alte Reichshauptstadt, die von der Roten Armee nach schweren, verlustreichen Kämpfen erobert wurde, war nicht nur bekannter in der Welt als das im Vergleich zur Großstadt eher beschauliche, vor den Toren Berlins gelegene, von Wassern umgebene Potsdam. Sondern Berlin steht auch als Ortsangabe auf dem von den drei Regierungs- chefs am 2. August 1945 um 0.30 Uhr unterschriebenen, aber auf den 1. August datierten »Protokoll«, das die Konferenz beschloss. Die Lage Potsdams und des Schlosses Cecilienhof war der Grund dafür, dass die unweit von Berlin gelegene Stadt für das Tref- fen der drei alliierten Staatschefs ausgewählt wurde. Zwar hatte Potsdam noch in den letzten Kriegstagen, am 14. April 1945, einen Angriff von 488 britischen Bombern erlebt, der in der Altstadt schwere Zerstörungen zur Folge gehabt hatte. Doch waren der Neue Garten und darin Schloss Cecilienhof ohne größere Schäden davon- gekommen. Im Schloss wie in den Villen im nahen Babelsberg war genug Raum vorhanden, um die »Großen Drei« samt ihren Delegatio- nen komfortabel unterzubringen und zu tagen. Deren wichtigste Vertreter waren auf sowjetischer Seite der Volkskommissar für auswärtige Angelegenheiten Wjatscheslaw M. Molotow, sein Stell- vertreter Iwan M. Maiski, der Admiral der Flotte Nikolai G. Kusnetzow, Armeegeneral Alexei I. Antonow, der Generalstabschef der Roten Armee, und Botschafter der Sowjetunion in den USA Andrei A. Gromyko; auf amerikanischer Seite Außenminister James F. Byrnes, Flotten­ admiral William D. Leahy, George C. Marshall, der Chef des Stabes der US-Armee, W. Averell Harriman, der amerikanische Botschafter in der UdSSR, und der Luftwaffengeneral Henry H. Arnold. Auf briti- scher Seite zählten dazu die Außenminister Anthony Eden und Ernest Bevin, Feldmarschall Sir Alan Brooke, Chef des Generalstabs des Empires, der Marschall der Royal Airforce Sir Charles Portal sowie der Großadmiral Sir Andrew Cunningham. Die Konferenz begann am 17. Juli 1945 um 17 Uhr in der Halle, dem großen Saal des Schlosses Cecilienhof, und endete dort am 2. August 1945 um 0.30 Uhr mit der Unterzeichnung des »Protokolls der Verhandlungen der Berliner Konferenz« durch Truman, Stalin und Attlee, das schon kurz darauf als »Potsdamer Abkommen« Eingang in den allgemeinen Sprachschatz fand – obgleich es gar kein Vertrag, ← Zerstörtes Potsdamer Stadtschloss mit Blick auf die Nikolaikirche Jürgen Luh

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