Leseprobe
14 kein Abkommen war. Selbst gaben die drei Alliierten im Anschluss an die Konferenztage von Potsdam »Mitteilungen über die Berliner Konferenz der Drei Mächte« heraus, eine verkürzte Inhaltsangabe des »Protokolls«, die man für 30 Pfennige erwerben konnte. Während der 16 Konferenztage fanden insgesamt 13 Sitzungen der Staat- schefs statt, die jeweils am Nachmittag gegen 17 Uhr begannen und etwa ein bis zwei Stunden dauerten. Ihnen voran gingen innerhalb eines streng geregelten Tagesablaufs ab 8 Uhr morgens vorberei- tende Gespräche in Ausschüssen, die sich aus den zuständigen Vertretern der Delegationen zusammensetzten, und ab 11 Uhr am Vormittag die Sitzungen der Außenminister Byrnes, Molotow und Eden bzw. Bevin samt ihren Stäben. Problemlos einigte man sich gleich zu Beginn der Verhandlun- gen auf die Errichtung eines Rates der Außenminister, dem neben den Vertretern der drei in Potsdam beteiligten Staaten auch die Außenminister Chinas und Frankreichs angehören sollten. Der Rat wurde beauftragt, die notwendigen Vorbereitungsarbeiten für die Friedensverträge mit den Besiegten und ehemaligen Feindstaaten zu leisten, deren Aushandlung und Abschluss ja nicht Gegenstand der Konferenz sein sollten. Den Inhalt der Potsdamer Verhandlungen spiegeln zum einen die von den drei Regierungen am Ende der Konferenz herausgegebe- nen »Mitteilungen«. Diesen zufolge ging es vor allem um den Umgang mit dem Deutschen Reich, zunächst um die Definition, wie Deutsch- land territorial verstanden werden solle, sodann um die innere wie äußere Neuordnung des Landes, dessen zu erbringende Reparations- leistungen sowie schließlich um die deutsche Kriegs- und Handels- flotte. Darüber hinaus einigten sich die drei Regierungen über Wahlen in Polen und die Verschiebung der Grenze Polens nach Westen. Sie sollte bis zur endgültigen Festlegung in der noch immer im Raum stehenden Friedenskonferenz entlang »der Linie, die von der Ostsee unmittelbar westlich von Swinemünde und von dort die Oder entlang bis zur Einmündung der westlichen Neiße und die westliche Neiße entlang bis zur tschechoslowakischen Grenze« verlaufen. 1 Man äußerte den Wunsch, »die gegenwärtige annormale Stellung Italiens, Bulgariens, Finnlands, Ungarns und Rumäniens durch den Abschluß von Friedensverträgen« zu beenden und erklärte sich zur Zulassung anderer Staaten zur Organisation der Vereinten Nationen bereit. 2 Auch über die vorläufige Behandlung Österreichs verständigte man sich. Schließlich wurde in den »Mitteilungen« noch das erzielte Abkommen über »die Ausweisung Deutscher aus Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn« verkündet. 3 Das erst am 24. März 1947 veröffentlichte »Protokoll der Ver- handlungen der Berliner Konferenz vom 17. 7. bis 2. 8. 1945« sowie die noch später publizierten Konferenzdokumente der drei beteilig- ten Staaten geben einen weitaus tieferen Einblick in die Unterhand lungen, offenbaren wie sie geführt wurden und welche Ziele die einzelnen Regierungen verfolgten. Ebenso spiegeln sie die Vielfalt
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