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293 Quellen Schriftstücke von Johann Friedrich Städel 1 Johann Friedrich Städel, Frankfurt am Main, 23. Oktober 1791, an Maria Catharina Prestel, London Stadel Museum, Archiv, Sig.1 (Rep.1, No.1, Acta, Stiftungsurkunde), fol.18r–19v 1 Insonders Hochgeehrteste Frau Prestel. Ich habe kürzlich ganz richtig den Brief emfangen, welchen Sie mir unterm 7ten dieses zu schreiben die Ehre erzeiget und damit nicht allein mit sehr vielem Vergnügen die bestätigte Nachricht von Dero fortdauerndem Wohlbefinden erhalten, sondern es ist mir auch nicht weniger angenehm gewesen, bei dieser Gelegenheit wahrzunehmen Sie in dem glücklich und herrlichen Engelland noch an Ihre alte gute Freunde in einer kleinen deutschen Reichsstadt denken und sich derhal- ben erinnern wollen. Ich erkenne es meinerseits mit der verbindlichsten Danksagung [18v] so wie den Antheil, welchen Sie so freundschaftlich an meiner Gesundheit zu nehmen belieben, und die ich sonderlich in meinen Jahren auch so gut genieße, daß ich dem lieben Gott nicht genug dafür danken kann. Wie sehr es mich jederzeit gefreuet wenn ich durch Dero Herrn Liebsten gute Nachrichten von Ihnen emfangen, daß es Ihnen nemlich ununterbrochen in Engeland wohl gehet, oder durch ihn von Dero verfertigten schönen Arbeit zu sehen bekommen, wird er hoffentlich davon in seinen Briefen Anregung zu machen nicht verfehlet haben. Ich genieße noch öfters von Zeit zu Zeit das Vergnügen ihn sonderlich an Sonntagen bei mir zusehen, wo Sie unsere Beschäftigungen leicht errathen können, nemlich daß wir über [19r] Kunstsachen mit einander schwäzzen, wobei Ihnen bekannt ist die Zeit nicht lange wird. Meine ihnen erzeigende Freundschaft verdienet Dero Seiten keiner so verbindlichen Ahndung. Ich genieße selbsten ein großes Vergnügen dabei und wünsche mir von Herzen ich ihn einmal in unbedrängten glücklichen Umständen sehen möge. Da er Sie ohnfehlbar selbsten weitläuftiger davon unterrichten wird, so unterlaße alhier ein mehreres davon anzuregen. Nicht allein bin ich fortdauernd ein Liebhaber von der Kunst, sondern meine Sammlung in jedem Fach hat sich in Dero Abwesenheit auch ungemein vermehret. Ich sage dieses nicht, um daß Sie sich davon einen sonderlichen Begrif machen sollen weilen, was ein hiesiger Liebhaber größ- tentheils hierinn schön erachtet, in einem Land wie dasjenige, wo Sie jezt wohnen, nur unter unbedeutende [19v] Kleinig- keiten würde gerechnet werden. Ich emfehle Sie hiermit fortdauernd in den Schuz des Höchsten und unter der Versicherung wie mich jederzeit äußerst freuen soll, so oft ich höre es Ihnen von allen Seiten betrachtet recht wohl gehet, habe die Ehre mit der aufrichtigsten Ergebenheit und Hochschäzzung zu verbleiben Dero ergebenster Diener Johann Friedrich Städel. Frankfurt d. 23. October 1791 2 Johann Friedrich Städel, Frankfurt am Main, 18. November 1811, Konzept für das Gesuch an Großherzog Carl Theodor von Dalberg um Genehmigung der testamentarisch zu verfügenden Errichtung des Städelschen Kunstinstituts Stadel Museum, Archiv, Sig.1 (Rep.1, No.1, Acta, Stiftungsurkunde), fol.1r–2r 2 An des Durchlauchtigsten Großherzogs von Franckfurt Königliche Hoheit untertanigste Vorstellung u[nd] Bitte mein des Bürgers u[nd] Handelsmanns Joh. Friedrich Städel zu Franckfurt Durchlauchtigster Großherzog, gnädiger Souverain und Herr! Euer Königliche Hoheit verzeihen gnädigst, wenn in meinem 83sten Lebensjahre Höchstdenenselben ich mit einer Angele- genheit beschweerlich fallen muß, bei welcher zugleich hiesige Stadt und meine geliebte Mitbürgerschaft interessirt ist. Von Jugend an nährte ich Liebhaberei an Malereien, Kupfer- stichen und anderen Kunstsachen. Meine Vermögens-Um- stände in Verbindung mit dem ledigen Stande, begünstigten sowol in Rücksicht der nöthigen Muse, als des benötigten erforderlichen Aufwandes diesen Kunsthang, so daß ich meine Samlung von Gemälden, Kupferstichen und andern Kunstsachen für ansehnlich halten darf. Da ich auf die Erreichung eines so seltenen hohen Alters nicht zälen konte, so faßte ich schon vor mehrern Jahren den Entschluß, ›ausgedeh[n]te‹ Samlung an Gemälden, Kupfersti- chen und andern Kunstsachen , ›einem‹ zum Besten hiesiger Stadt und Bürgerschaft zustiftenden durch lezten Willen zu stiftenden, den Namen Städelisches Kunstinstitut führenden, Institut eigenem und für sich bestehenden Institute zu vermachen; diesem Institute zu seiner Einrichtung, Erhaltung und successiven Vergrösserung, einen ansehnlichen Theil meines rücklassenden Vermögens zuzuwenden; zu dess des Instituts Verwaltung eigene besondere Administratoren aus der Zal meiner Freunde zu bestellen, welche bey dem Abgang ›ein- oder des anderen‹ durch Todt oder Entsagung sich selbst durch freie Wahl zu ersetzen, auch järlich einer von mir [1v] anzuordnenden Oberaufsicht, bei welcher der jedewei- lige zeitige Praefekt des hiesigen Departements den Vorsiz hätte, erhielt, Rechnung abzulegen, sonst aber [] in Verwal- tung, Erhaltung Vergrösserung des Instituts und des dazu gehörigen Fonds, nach besondern von mir entworfenenen Instructionen zu verfahren hätten. Dies – gnädigster Großherzog ist die ›im‹ Allgemeinen ›die‹ Skizze des von mir zu stiftenden Instituts Städelischen Kunstinstituts, dessen détail nur in den, der Administration ertheilt werdenden Instructionen enthalten seyn kan. Die [] Meine Neigung für Kunst Liebe zu hiesiger meiner Geburtsstadt und die Absicht meinen geliebten Mitbürgern, [] mit einem grosen Theile meine rücklassenden Vermögens auch noch nach meinem Ableben nüzlich zu seyn zu dienen ›nüzzen‹, leiten mein Vorhaben. Da inzwischen aber die Einführung des Code Napoleon, und die höchste Verordnung daß alle nach den vorigen Formen errichtete Testamente nur noch [im laufe] ›bis zu [Ende]‹ dieses Jahres gültig seÿn sollen, mich ›nicht nur‹ nöthigt meinen lezte Willensdisposition in andere Form zu bringen, sondern hauptsächlich die Absicht, das zu stiftende Kunstins- titut zu meinem légataire universel einzusetzen und meine Anverwandten ›u[nd] sonstige Personen‹ Legaten mit partikularlegaten zu bedencken, die Ver nach der Verordnung des Art. 920 des Code Napoleon »Les dispositions entre vifs ou par testament au profit des hospices, des pauvres d’une commune, ou d’établissement d’utilité publique, n’auront leur effet au’autant qu’elles [2r] seront autorisées par un décret impérial« zu meiner Beruhigung und damit ich versichert werde ›seÿn möge‹, daß meine Absicht nach meinem Ableben vor- schrieftsmässig erreicht werden dürfe und könne, eines besonderen ›höchsten‹ Bewilligungs-Dekrets Euren Königli- chen Hoheit bedarf, so gelanget an Höchstdieselben meine untertänigste Bitte, diese untertänigste Anzeige und Bitt- schrift, auf den Fall, daß ich bis zu meinem Ableben beÿ meinem Vorhaben verbleiben ›und etwa veränderte Umstände mich nicht ›da‹von diesem meinem jetzigen Vorhaben abwenden‹ solten, mit einem höchsten landesherr- lichen Bewilligungs= und Genehmigungs=Dekrete zu Stiftung dieses Städelischen Kunstinstituts und Einsetzung desselben zu meinem légataire universel gnädigst versehen zu wollen, damit ich dieselbe ›meine untertanigste Vorstellung‹ samt der höchsten Resolution meiner lezten Willens=Disposition zur Basis unterlegen und über allen Anstands wegen des dereinstigen Vollzugs ›derselben‹ beruhigt seÿn könne. Euer Königlichen Hoheit verdanken Künste und Wissenschaf- ten zuviel, als daß mein Vorhaben des höchsten Beifalles unwürdig befunden werden solte, der ich in tiefster Devotion bestehe Euer Königlichen Hoheit untertänigster Joh. Fried. Städel Franckfurt d[en] 18 Nov. 1811 3 Johann Friedrich Städel, Frankfurt am Main, 2. November 1814, an Domenico Artaria, Mannheim Stadel Museum, Archiv, ›Rechnungskorrespondenzbuch‹, S.138–139 3 Mannheim. Dom. Artaria, den 2 t November 1814. Die mir mit Ihrem Geehrten vom 30t pt. avisirte Kiste mit Kupferstichen habe ich gestern Morgen richtig erhalten und leztern sogleich durchgesehen, allein sonst nicht davon behalten können, als die mir empfohlnen beyden blätter, nähmlich den Schulmeis- ter von Fittler et la Vierge au linge von Denoyer, wofür ich Ihnen f 12 p. Rth. nach Ihrem Ansatz mit f 24 im f 24 Fuße gutgeschrieben, und die nunmehr auf mich zu entnehmen, oder mir zu melden ersuche, an wen soviel für dero Rech- nung gegen Schein bezahlen soll. – Was inzwischen die übrigen blätter betrifft, so habe ich Ihnen solche Ihrer Vorschrift gemäß wiederum in demselben Kistel verpackt, geschnürt und versiegelt mit dem gestern von hier abgegan- genen Postwagen zurückgeschickt. – Ich [139] danke Ihnen schönstens für dero genommenen Mühewaltung und daß Sie mich solchergestalten noch verschiedne andre mir unbe- kannte Blätter haben kennen lernen lassen. Nach Anwün schung einer glücklichen Überkunft habe die Ehre mit aller Hochachtung zu verbleiben. ANHANG
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