Leseprobe

32 Gartenbautechnische Grundlagen Die wachsende Zahl von Kameliengärtnern lässt nichts von den anfänglichen Problemen der Züch- ter ahnen. Zunächst mussten die gartenbautech- nischen Grundlagen der Kamelienkultur gelegt werden. Viele angesehene Fachleute bemühten sich lange vergeblich um die richtigen Methoden. Die Anzucht der Pflanzen durch Absenker erwies sich als schwierig. Erst die Stecklingsvermehrung versprach mehr Erfolg. In Deutschland hatte der Zwickauer Friedrich Mäser diese Variante schon 1808 beschrieben. Sein früher Tod beendete die von ihm angestellten Versuche, bevor sich das Verfahren durchsetzen konnte. So war es der Dresdner Jacob Friedrich Seidel, der als einer der ersten in großem Umfang Kamelienstecklinge heranzog. Seidel erkannte, dass es vor allem auf den richtigen Zeitpunkt des Stecklingsschnitts ankommt, um rasch und billig zu produzieren. Dadurch war er in der Lage, tausende Pflanzen auf einmal zu kultivieren und zum Verkauf anzu- bieten. Sports und Sorten Die Camellia japonica bietet den Gärtnern im- mense Möglichkeiten. Die Farben und Formen der Blüten, selbst die Blatttönungen können in- nerhalb kurzer Zeit verändert werden. Verant- wortlich dafür ist eine verblüffende Eigenschaft. Bei einigen Sorten der Pflanze entwickeln sich Knospenmutationen, so genannte Sports. Ein rot blühendes Exemplar beispielsweise wechselt an bestimmten Knospen ohne erkennbaren Grund Farbe und Form. Alle nachwachsenden Zweige tragen dann die neuen Blüten. Bei der Stecklings- vermehrung dieser Teile bilden sich Pflanzen mit den veränderten Merkmalen. Ein großer Teil der etwa 20 000 weltweit bekannten Sorten ist auf diese Weise entstanden.

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