Leseprobe
34 Die Seidelsche Gärtnerei in Dresden Die berühmteste Kameliengärtnerei Deutschlands wurde am 24. Juni 1813 in Dresden gegründet. Die ersten Inhaber des Geschäfts waren die Brüder Jacob Friedrich (1789–1860) und Traugott Lebe- recht Seidel (1775–1858). Ihr Vater, Johann Hein- rich Seidel (1744–1815), hatte sich als Hofgärtner im Herzogin-Garten und als Spezialist für exotische Pflanzen einen Namen gemacht. Die von den Brü- dern angebotenen Kameliensorten stammten zu- nächst aus England. Das bald umfangreiche Sor- timent wurde in Dresden durch Stecklinge ver- mehrt. Schon Anfang der zwanziger Jahre des 19. Jahrhunderts lieferten die beiden Gärtner bis nach Wien. Jacob Friedrich, der das Geschäft später als alleiniger Eigentümer übernahm, ging noch einen Schritt weiter. Als erster deutscher Handelsgärtner versandte er große Warenmengen ins Ausland. Versand über weite Strecken Seidel konnte die Tatsache nutzen, dass sich die Pflanze für den Transport gut eignet. Ihre festen Blätter und die hartholzigen Zweige überstehen selbst lange Fahrten mühelos. Ende September 1834 reiste der Dresdner mit dem Dampfschiff und einer Ladung von fünftausend Kamelien nach St. Petersburg. Der Versand auf dem Seeweg bil- dete eine Ausnahme. Normalerweise verstaute man die Ware auf Planwagen. Dann führte die Fahrt über endlose, zum Teil unzureichend befestigte Straßen. Neben Russland, Österreich und Preußen hat der Gärtner auch den europäischen Mittel- meerraum beliefert. Ab 1835 soll er jährlich zehn- bis fünfzehntausend Kamelien verkauft haben. Ausweitung des Angebots Da die Kunden die Leistungsfähigkeit eines Be- triebes vor allem an der Breite des Angebots ma- ßen, wurden immer neue Kameliensorten kultiviert. Enthielt der Seidelsche Katalog anfangs nur weni- ge Sorten, so waren es 1846 schon 540. Selbst diese gewaltige Zahl sollte sich in den nächsten Jahren noch einmal verdoppeln. Abb. 41 Die Seidelsche Gärtnerei, Äußere Rampische Gasse, später Pillnitzer Straße, 1830 bis 1865. Abb. 40 Die Seidelsche Gärtnerei in Striesen, 1865 bis 1894.
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