Leseprobe

46 Die Wirkungen eines Welterfolgs Die Kurtisanen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhun- derts stellten den Reichtum offen zur Schau. Ihre Liebhaber gaben Millionen Francs für kostspielige Kleidung, wertvollen Schmuck und exotische Equi- pagen aus. Da die bessere Gesellschaft an all dem lebhaften Anteil nahm, bestimmten die Mätressen die Mode der Oberschicht in erheblichemMaße. Das galt ebenso für Schauspielerinnen, an denen sich viele Frauen in der Wahl ihrer Garderobe orientierten. Insofern lässt sich der bis 1870 steigende und dann über zwei Jahrzehnte auf hohem Niveau verharrende Absatz von Kamelien auch mit dem Erfolg des Stückes begründen. Wo bei zahlreichen Opern- und Theater­ aufführungen Kamelien zu sehen waren, konnte das auf die Dauer seine Wirkung nicht verfehlen. »Marguerite fehlte bei keiner Premiere. Ihre Abende verbrachte sie entweder im Theater oder auf Bällen. Wurde ein neues Stück gespielt, so konnte man sicher sein, sie anzutreffen, und zwar nie ohne die drei Dinge, die sie stets bei sich hatte und auf die Brüstung der Parkettloge legte: ihr Opernglas, ein Beutelchen mit Näschereien und einen Strauß Kamelien. Fünfundzwanzig Tage nacheinander waren es weiße Kamelien, und fünf Tage lang rote. Niemand verstand, weshalb die Farben auf diese Weise wechselten, wie auch ich nur berichten, aber nicht erklären kann, was den regelmäßigen Besuchern der Theater, in denen sie meistens war, und ihren Freunden eben- so auffiel wie mir. Nie sah man Marguerite mit anderen Blumen. Bei Madame Barjon, ihrer Blumenfrau, wurde sie zuerst Ka- meliendame genannt und diesen Beinamen behielt sie.« Die Kameliendame, 1848 √ Abb. 63 Die Kameliendame, Plakat für den Film mit Greta Garbo und Robert Taylor. ® Abb. 66 Die Kameliendame, Plakat für den Film mit Isabelle Huppert. Abb. 64 Nach Vienot, Marie Duplessis, 19. Jahrhundert. Abb. 65 Alfons Mucha, »Die Kameliendame« (Sarah Bernhardt), Plakat, 1896.

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