Leseprobe
56 Die Pillnitzer Kamelie Die Pillnitzer Kamelie – eine einfach blühende Camellia japonica – gehört zu den bedeutendsten Attraktionen des Schlossparks. Wie und wann die Kamelie nach Pillnitz kam, bleibt geheimnisvoll. Fest steht nur, dass sie imMai 1801 im Englischen Garten des Schlosses ausgepflanzt wurde. Zum damaligen Zeitpunkt muss die in einem Kübel kultivierte Kamelie bereits mehrere Jahre alt ge- wesen sein. Auch der Name des für die Aktion verantwortlichen Gärtners ist überliefert. Es han- delt sich um Carl Adolph Terscheck, der von 1800 bis 1802 als Geselle in Pillnitz beschäftigt war. Auf Terscheck geht die bekannteste Geschichte über die Herkunft der Kamelie zurück: Demnach soll der Schwede Karl Peter Thunberg von seiner Japan- reise (1775–1776) vier Kamelien in die Kew Gar- dens bei London mitgebracht haben. Jeweils ein Exemplar – so die Überlieferung – sei anschlie- ßend nach Herrenhausen bei Hannover, nach Schönbrunn bei Wien und nach Pillnitz gelangt. Da Carl Adolph Terscheck erst 1782 geboren wurde, kann er bei seiner Geschichte nur auf ältere Berichte zurückgegriffen haben. Einen kon- kreten Anhaltspunkt für den Wahrheitsgehalt dieser und anderer Mitteilungen gibt es nicht. Letztlich dürfte die Pillnitzer Kamelie gegen Ende des 18. Jahrhunderts nach Sachsen gekommen sein (wahrscheinlich zwischen 1780 und 1790). Ihre Einführung beweist, welchen Rang Pillnitz bereits damals als Sammelstätte botanischer Seltenheiten besaß. Die erste Nachricht von einer in Dresden blühenden Kamelie stammt aus dem Jahre 1792. Es handelte sich dabei um eine Pflanze aus dem Herzogin-Garten. Seit Anfang der 2000er Jahre fanden an ver- schiedenen Orten Untersuchungen der DNA der Kamelien in Pillnitz, Caserta (bei Neapel) und Campo bello (bei Porto) statt. Das letzte Ergebnis aus dem Jahr 2016 ergab eine große genetische Überein- stimmung dieser drei berühmten alten Kamelien.
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