Leseprobe

57 Die Pillnitzer Kamelie – Herkunft unbekannt In dem Maße, wie das Interesse an der Pillnitzer Kamelie wuchs, verstärkten sich die Bemühungen, Genaueres über die Herkunft der Pflanze in Erfahrung zu bringen. Schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahr­ hunderts wurden durch den Hofgärtner Albert Went- zel umfangreiche Recherchen angestellt. Ein positives Ergebnis erbrachten sie nicht. Im Jahre 1980 unter- nahm Fritz Kümmel von der Universität Halle-Wit- tenberg einen neuen Versuch, indem er in verschie- denen botanischen Gärten um Auskunft bat. Auch diesmal waren die Antworten ernüchternd. »Was nun unsere Camellia japonica anbetrifft, so sind die Angaben darüber recht dürftig. Wie mir mein Vorgänger, der ehem. Leiter der Herrenhäuser Gärten, Herr Prof. K. H. Meyer erzählte, hat ihm Ende der 30er Jahre [des 20. Jahr- hunderts, Anm. des Autors] ein alter Gärtner, der seit min- destens 1880 im Berggarten tätig war, gesagt, daß unsere Pflanze um 1880 bereits in Herrenhausen war und es sich um die Ende des 18. Jahrhunderts zusammen mit dem Pill- nitzer Exemplar eingeführte Pflanze handele. Da zwischen der Zeit der Einführung und 1880 mithin jedoch 100 Jahre liegen, ist die letzte Sicherheit, daß es sich tatsächlich um die Originalpflanze handelt, nicht gegeben, obwohl eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht ... An brauchbarer Literatur und alten Akten hat auch mein Vorgänger nichts gefunden.« Herrenhäuser Gärten, Hannover »Es war uns leider nicht möglich, trotz intensiver Nachfor- schungen in den Aufzeichnungen und Pflanzeninventaren einen konkreten Hinweis über die von Ihnen gesuchte Came- lie zu finden. Wir haben von den einzelnen Pflanzensamm- lungen in größeren Zeitabständen Sammlungsnachweise, die aber über das Alter der Pflanzen keinen Nachweis erbrin- gen. In den Kriegsjahren und bei Kriegsende sind fast sämt- liche Glashäuser zerstört worden und es haben nur wenige Pflanzen überhaupt von den Sammlungen überlebt.« Bundesgärten Wien Schönbrunn »Zu ihrer Anfrage muß ich Ihnen leider mitteilen, daß bei uns keinerlei Aufzeichnungen über die in Frage stehende Kamelie vorhanden sind. Es reicht diese Frage in die An- fangszeit unseres Gartens zurück. Damals waren hier nur ein sehr kleines Gewächshaus und eine bescheidene Freiflä- che vorhanden. Alle wertvollen Pflanzen sind sicherlich in die kaiserlichen Gärten in Schönbrunn gekommen.« Botanisches Institut & Botan. Garten der Universität Wien »Wir können keinen Hinweis darauf finden, daß Thunberg jemals Pflanzen nach Kew sandte. Es ist bekannt, daß er während seines Aufenthalts in Japan 1775 –1776 Samen und Pflanzen japanischer Arten erhielt und diese nach Schweden und Holland schickte. Er besuchte England 1779 (auf der Rückreise nach Schweden), um Kaempfers Material für eine von ihm geplante Flora von Japan zu sichten; aber es ist nichts darüber bekannt, daß er Pflanzen an den Botanischen Garten Kew abgegeben hat. Hätte er es getan, wäre diese Tatsache ganz sicher in Aitons Hortus Kewensis erwähnt worden, aber über Thunberg gibt es in dieser Arbeit keinen Hinweis.« Royal Botanic Gardens Kew √ Abb. 83 Schloss Pillnitz und Kamelie, Postkarte, um 1907. √ Abb. 84 Der sächsische König Friedrich August III. im Kreis seiner Familie/Die Pillnitzer Kamelie, Postkarte, um 1905. Abb. 85 Der Pillnitzer Kamelien- baum, Postkarte, um 1916.

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