Leseprobe
7 Zweihundert Jahre im »freien Grund« Jedes Jahr blüht im Schlosspark von Pillnitz eine besondere Rarität: die größte und älteste Camel- lia japonica nördlich der Alpen. Nach neueren Forschungen ist es sogar wahrscheinlich, dass es sich um die älteste Kamelienpflanze Europas handelt. Im Winter durch ein eigenes Glashaus geschützt, hat sie alle Wirren der Zeit und selbst einen Brand überstanden. Die kleinen karminro- ten Blüten des Baumes wirken vor allem durch ihre gewaltige Zahl. Von der Pracht vieler Gar- tensorten der Art vermitteln sie kaum eine Vor- stellung. Die ursprünglich aus Asien stammenden Kame- lien fanden auch in Europa schnell Liebhaber. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich eine regelrechte Kamelienmode. Das Interesse an allem Fernöst- lichen und die Vorliebe für Verfeinerungen schufen dafür gute Voraussetzungen. Doch noch eine Ei- genart machte Kamelien begehrenswert: Bereits im Winter und im Frühjahr, wenn andere Blumen selten sind, stehen sie in voller Blüte. Die Entwicklung der europäischen Kamelienkul- tur ist eng mit dem Dresdner Anbaugebiet verbun- den. Alljährlich exportierten die Gärtnereien der Stadt hunderttausende Exemplare. Die Kulturgeschichte der Kamelien umfasst so auch ein Stück Regionalgeschichte. Grund genug, an die Begeisterung für die exklusiven Pflanzen und das wechselvolle Schicksal der Pillnitzer Ka- melie zu erinnern. √ Abb. 1 und 2 Blüten des Kamelienbaumes im Schlosspark Pillnitz. Abb. 3 Das Glashaus schützt die Pillnitzer Kamelie im Winter. Abb. 4 Der Kamelienbaum im Schlosspark Pillnitz.
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