Leseprobe

16 | 17 Das Hauptgebäude der Mechanischen Abteilung, auch Kollegienhaus genannt, wurde 1 928 anlässlich des Doppeljubiläums von Hochschulgründung und 100.Geburtstag von Gustav Zeuner nach ihm als ehemaligem Direktor benannt. 1933 wurde vor dem Gebäude an der George-Bähr-Straße die von Friedrich Offermann (1859 – 1913) geschaffene Bronzebüste des Namensgebers aufge- stellt. Der Zeuner-Bau ist das erste nach einem Hochschullehrer benannte Ge- bäude an der TH Dresden und damit Ausgangspunkt dieser Tradition. Das Gebäude ist als Vierflügelanlage mit hervorspringenden Eckrisaliten ange- legt. Auf einem Sockelgeschoss aus Cottaer Sandstein waren der Südflügel und die anschließenden Eckrisalite als dreistöckige – alle anderen Baukörper nur als zweistöckige – Klinkerbauten mit sandsteinernen Gewänden ausgeführt. Das Gebäude erschloss sich über ein Portal im Mittelrisalit der zum Campus hin gelegenen Südseite und nicht einer der beiden Straßenseiten. Auf der Nordseite waren in den beiden Etagen sowie im eisernen Dachstuhl fünf gut beleuchtete Zeichensäle untergebracht, ein sechster im Ostflügel. Vier Hörsäle hatte Karl Weißbach in den Eckrisaliten platziert. Den meisten Raum nahmen jedoch die Mechanisch-Technologische Sammlung, die Kinematische Sammlung, die Sammlung für Maschinenelemente und Hebezeuge sowie die Sammlung für Dampfmaschinenbau ein. Von 1928 bis 1930 wurde vom Architekten Walther Heise (1879 – 1961) ein Erwei- terungsbau zwischen Zeuner-Bau und Maschinenbaulaboratorium errichtet, in dem ein großer Hörsaal untergebracht wurde, der, offiziell nach dem Maschinen- bauprofessor Willibald Lichtenheld (1901– 1980) benannt, von den Studierenden als Bombentrichter bezeichnet wird. Heise griff für die Fassadengestaltung zwar den Klinker auf, verzichtete aber auf den Sandstein und gliederte die Fassade wesentlich moderner. Im Februar 1945 wurde der Zeuner-Bau durch Bomben- treffer schwer beschädigt. Beim Wiederaufbau ab 1946 wurden die beiden nörd- lichen Eckrisalite sowie Ost-, Nord und Westflügel um eine Etage aufgestockt, um die große Raumnot der Hochschule zu lindern. Die Grenze zwischen alter Bausubstanz und Nachkriegsergänzung ist an der Farbschattierung des Mauer- werks deutlich ablesbar. Noch heute hat die Fakultät Maschinenwesen der TUDresden im Zeuner-Bau ihren Sitz. Zeuner-Bau GUSTAV ANTON ZEUNER 30.11.1828 – 18.10.1907 Nach einer Tischlerlehre und dem Besuch der Gewerbeschule in Chemnitz studierte Gustav Zeuner an der Bergakademie Frei- berg. Nach der Promotion in Leipzig 1853 versagten ihm die sächsischen Behörden wegen seiner Beteiligung am Dresdner Maiaufstand 1849 die Einstellung als Leh- rer. Zeuner wurde 1855 als Professor für Mechanik und Maschinenlehre an die ETH Zürich berufen und wirkte dort ab 1865 zusätzlich als Direktor. In seiner Züricher Zeit entstanden die bahnbrechenden Arbei- ten zur technischen Thermodynamik. 1871 übernahm Zeuner den Lehrstuhl für Maschinenbau an der Bergakademie Frei- berg und zeitgleich das Amt des Direktors. Nach nur zwei Jahren wurden ihm 1873 das Amt des Direktors am Dresdner Polytechni- kum und die Professur für Mechanik und theoretische Maschinenkunde übertragen. Zeuners grundlegende Reform des Poly- technikums wurde 1890 mit der Verleihung des Status der Technischen Hochschule vollendet. Damit zog sich Zeuner aus der administrativen Tätigkeit zurück und widmete sich bis zur Emeritierung 1897 ausschließ- lich der Lehre und Forschung.

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