Leseprobe
18 | 19 Die Maschinenbaulaboratorien A und B wurden von Karl Weißbach in enger Kooperation mit dem Maschinenbauprofessor Leonidas Lewicki (1840 – 1907) entworfen. Der Bau bestand aus vier zweigeschossigen Eckpavillons, verbunden durch drei eingeschossige Flügel. Wie alle Gebäude von Weißbach war das Labor in Klinker auf einem Sandsteinsockel ausgebildet. In Ost- und Westflügel war das Laboratorium A für Dampf- und Wassermaschinen untergebracht. Dazu gehörte auch ein später abgerissenes Kanalgebäude zwischen Zeuner- und Mollier-Bau, das mit Ober- und Unterkanal eine Kreisführung des Wassers für die Unter suchung von Wasserturbinen erlaubte. Im Maschinenbaulaboratorium A war ein großer Experimentierhörsaal integriert. Der an der George-Bähr-Straße gelegene Nordflügel beherbergte das Laboratorium B für technische Thermodynamik. Zwi- schen Ost- und Westflügel schloss das Kesselhaus einen Innenhof mit einem Gasbehälter ab. Im dreiseitig umbauten südlichen Innenhof wurde ein achtecki- ger Wasserturm mit dem Hauptschornstein errichtet; diese Konstruktion erlaubte eine Rückgewinnung der Restwärme aus dem Schornstein. Von 1928 bis 1930 schloss man den Hof auf der Südseite durch die »Neue Halle«, die ein Turbinenprüffeld sowie einen Hörsaal beherbergte. Im Februar 1945 wurde das Gebäude durch Brandbomben zerstört; beim anschließenden Wie- deraufbau stockte man den Südflügel um eine Etage auf. Im November 1963 wurde dem Gebäude anlässlich des 100. Geburtstags von Richard Mollier der Name Mollier-Bau verliehen. Noch heute werden die meisten Flächen im Ge- bäude als Experimentierhallen von der Fakultät Maschinenwesen genutzt. Mollier-Bau In Graz und München studierte Richard Mollier Physik und Maschinenbau. Nach zwei Jahren Industrietätigkeit kehrte er 1890 an die TH München zurück. Mit der 1892 vorgelegten Habilitationsschrift begründete er seinen Ruf auf dem Gebiet der technischen Thermodynamik. 1895 promovierte er an der Universität München. 1896 berief die Universität Göttingen Mollier auf einen Lehrstuhl für angewandte Physik und Maschinenlehre. Im folgenden Jahr nahm er den Ruf auf den Lehrstuhl für theoretische Maschinenlehre und als Direktor des Maschinenbaulaboratoriums an die TH Dresden an. 1904 publizierte Mollier seine Schrift »Neue Diagramme zur technischen Wärmelehre«, in denen er die Enthalpie gegen andere Zustandsgrößen abtrug. Damit schuf Mollier ein bahnbrechendes Hilfsmittel zur theoretischen Behandlung und Berechnung thermodynamischer Prozesse, beispiels weise in Kältemaschinen, Dampfmaschinen oder Dampf-Luft-Gemischen. Der Thermo- dynamik-Kongress 1923 in Los Angeles beschloss, alle Diagramme mit einer Enthalpiekoordinate »Mollier-Diagramme« zu nennen. RICHARD MOLLIER 30.11.1863 – 13.3.1935
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