Leseprobe
98 | 99 Als neues Technologiezentrum des Maschinenbaus für CAD/CAM war das Ge- bäude bereits vor 1989 geplant und im Rohbau errichtet worden. Im Herbst 1990 fiel dann die Entscheidung zur Umwidmung an die neu zu gründende Juristische Fakultät. Das Staatshochbauamt beauftragte das Stuttgarter Büro ENARPLAN mit dem Umbau. In kurzer Bauzeit wurden für die neue Zweckbestimmung nicht mehr benötigte Bauteile demontiert, die Stützfundamente verstärkt und auf die vorhandenen beiden Geschosse zwei weitere aufgesetzt. In den unteren beiden Etagen, die mit ihrer transparenten Struktur nach außen hin eine offene und ein ladende Atmosphäre schaffen sollten, wurden Hörsäle, Seminarräume und die Bibliothek untergebracht. Die beiden oberen Etagen boten den Platz für die eher nach innen gerichteten Institutsräume der Juristischen Fakultät. Dank der Nut- zung des Rohbaus konnte bereits im Wintersemester 1993/94 der Lehrbetrieb im neuen Gebäude aufgenommen werden. Zu diesem Anlass erfolgte die Be- nennung nach Carl Friedrich von Gerber. Der Neubau ist ein gelungener Beleg dafür, dass auch bei knappen finanziellen Mitteln sowie unter ressourcensparen- der und damit nachhaltiger Einbeziehung vorhandener Bausubstanz ein funktio- naler Universitätsbau realisierbar ist, der von den Studierenden und Mitarbeiten- den als Lernort angenommen wird. von-Gerber-Bau Carl Friedrich Gerber studierte in Leipzig Philosophie und Rechtswissenschaften, promovierte 1843 in Heidelberg und habilitierte sich im folgenden Jahr in Jena. Danach führten ihn Berufungen an die Universitäten Erlangen, Tübingen, Jena und schließlich 1863 nach Leipzig. Bahnbre- chende Leistungen erbrachte er insbe sondere auf dem Gebiet des deutschen Privatrechts. 1859 wurde Gerber der persönliche, 1878 der erbliche Adelsstand verliehen. 1871 wurde die akademische Karriere von Gerbers durch die Ernennung zum sächsi- schen Kultusminister beendet. Der ehemals betont konservative Staatsrechtler trat im Kulturbereich mit weitreichenden Reform- projekten hervor. Persönlich engagierte er sich für Verbesserungen des Unterrichts- wesens. So wurden die Gewerbe- und Realschulen erheblich ausgebaut. Nach- dem das Dresdner Polytechnikum 1876 in die Zuständigkeit des Kultusministeriums wechselte, fand dessen Direktor Gustav Zeuner in von Gerber einen Partner für seine Reformpläne. Das Polytechnikum wurde erheblich ausgebaut und im Niveau angehoben. 1890 folgte die Umwandlung des Polytechnikums in eine Technische Hochschule. CARL FRIEDRICH VON GERBER 11.4.1823 – 23.12.1891
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