Leseprobe
36 — Katalog Kachel mann Prozess Einer der bekanntesten Strafprozesse der letzten Jahre ist wohl der gegen Jörg Kachelmann 2010, in dem er wegen besonders schwerer Vergewaltigung in Tateinheit mit gefährlicher Körper- verletzung angeklagt war. Der Fall erregte große mediale Aufmerksamkeit und endete nach acht Monaten am 31. Mai 2011 mit einem Freispruch. Claudia D., eine ehemalige Geliebte von Kachelmann, hatte ihn beschuldigt, sie in der Nacht zum 9. Februar 2010 in ihrer eigenen Wohnung vergewaltigt zu haben, nachdem sie die Beziehung zu ihm beendet hatte. Sie hatte erfahren, dass er gleichzeitig noch andere Verhält- nisse unterhielt. Kachelmann habe das nicht hinnehmen wollen und sei gewalttätig geworden. Bei seiner Rück- kehr aus Kanada, wo er die Olympischen Winterspiele moderiert hatte, wurde er am Frankfurter Flughafen am 20. März festgenommen. Er verbrachte 130 Tage in Untersuchungshaft, bevor der Haft befehl aufgehoben wurde. Er verneinte den Vorwurf der Vergewaltigung. Die medizinischen Gutachten über die Verletzungen von Claudia S. waren nicht eindeutig. Die meisten Verletzun- gen ließen sich mit dem Tathergang vereinbaren, mussten aber nicht daher stammen. Andere Verletzungen passten nicht ins geschilderte Geschehen. Im Verfahren wurden auch mehrere Aus sagen ehemaliger Partnerinnen Kachelmanns aufgenommen. Besonders in Erinnerung blieb dabei Viola S., die schwere Vorwürfe gegen Kachelmann erhob, später aber zugab, vom Burda- Verlag eine hohe Summe für ein reiße risches Interview bekommen zu haben. Ihre Glaubwürdigkeit wurde deshalb als fraglich eingeschätzt. Auch seine heutige Frau, Miriam K., wurde in den Zeugenstand berufen und unterstützte ihn während der Ver- handlung. Sie war zudem bei seiner Verhaftung am Flughafen anwesend, wo sie ihn abholen wollte. Kachelmann wurde freigesprochen, weil es begründeten Zweifel an seiner Schuld gab – in dubio pro reo, im Zwei- fel für den Angeklagten. Das Urteil führte zu viel Kritik in den Medien, gegen die sich Kachelmann in den Folgejahren vehement wehrte. Jörg Kachelmann Yann Ubbelohde
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