Leseprobe
88 — Katalog Die Künstlerin Cony Theis verarbeitete im Werk »Justitia« Eindrücke ihrer langjährigen Tätigkeit als Gerichts- zeichnerin. Bilder von Opfern und Tätern hängen gemeinsam an einem Mobile, jeweils an den gegenüber liegenden Enden der Stangen. Die Port- räts der Täter entstammen den für die Medien hergestellten Gerichtsillustra tionen, die Opferbilder sind nach Pressefotos entstanden. Die ursprüng- lich auf Papier oder auf der Haut der Künstlerin erstellten Aquarelle wurden in einem späteren Arbeitsschritt zu- nächst auf einen weiteren Bildträger Cony Theis Jus titia abgezogen und dann auf transparente Kunststofffolien gedruckt. Durch die Luftströmung in Bewegung versetzt, schweben die an durchsichtigen Schnüren an hölzernen Leisten des Mobiles befestigten Bilder leise durch den Raum und treten in immer wieder neue Dialoge, berühren sich, entfernen sich wieder voneinander. Gesteigert durch das Temporäre dieser Nachbar- schaften lässt die Transparenz der Porträts das Thema Gewaltverbrechen als Kontinuum in Raum und Zeit auch über die hier versammelten Fälle hinaus aufscheinen. Justitia, 2003, Mobile mit Bildern von Opfern und Tätern, Druck auf Folie, ca. 250×250×350 cm
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