Leseprobe

21 DER ARCHITEKT MANFRED ZUMPE IM GESPRÄCH MIT SUSANN BUTTOLO »Ich wäre auch gern Pianist geworden ...« Herr Zumpe, es ist immer eine Freude, mit Ihnen zusammenzukommen, um Gedanken über das Bauen auszutauschen. Nicht selten bereichern Sie unsere Gespräche mit Ihrem wunderbaren Klavierspiel. War es für Sie selbstverständlich, Architektur und nicht Musik zu studieren? Ich hatte das Glück, in einer Baumeisterfamilie aufzuwachsen. In diesem prägenden Milieu der Baustellen, der Werkstätten, des Umganges mit Baustoffen und des Zeichnens von Bauwerken im Büro entfaltete sich in mir die Liebe zum Bauberuf. Ich hatte den Wunsch, Architekt zu werden. Gleichzeitig wurde bei uns viel musiziert. Als ich sieben Jahre alt war, kaufte mein Vater einen Flügel und ich nahm zusammen mit meinem älteren Bruder Günter Klavierunterricht. Offenbar hatte ich eine besondere Begabung für Musik. Genauso gern hätte ich mich für ein Musikstudium im Fach Klavier entschieden, wenn mir die Immatriku­ lation an der Architekturabteilung der TH Dresden versagt worden wäre. Es ist gut, dass Sie Architekt und nicht Pianist geworden sind. Viele Ihrer Bauwerke sind heraus- ragend, nicht wenige inzwischen denkmalgeschützt. Bevor wir Ihren Lebensweg ein wenig nach- zeichnen, erzählen Sie doch bitte, wie sich Ihr Studienbeginn in den Jahren des Neubeginns gestaltete. Als ich nach dem glücklich überstandenen Abitur und nach der bestandenen Eignungs­ prüfung mit Vorlage einiger Arbeiten aus der Gymnasialzeit und Prüfungen in den Fächern Freihandzeichnen, Geschichte der Baukunst sowie Statik und Konstruktion endlich die ersehnte Immatrikulation an der Technischen Hochschule in Dresden erleben konnte, umgab mich ein Gefühl von Freiheit und Erwachsensein. Professor Karl WilhelmOchs hielt vor den Neuimmatrikulierten die Begrüßungsvorlesung. Er führte uns ein in die ersten Gedanken zur architektonischen Gestaltung, redete und zeichnete an die Tafel und endete mit der Behauptung, dass wir den schönsten Beruf studieren werden, den es auf dieser Welt gibt. Ich war sehr angetan von dieser Vorlesung und ahnte schon, dass dieser Profes- sor einmal eine wichtige Rolle in meinem Leben spielen würde. Ein »Zwölfeckhaus« in Arnsdorf während der Bauzeit, 1978

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