Leseprobe

23 Die wenigen Bücher, die wir zuvor kannten, z. B. die schönen Bücher von Heinrich Rettig »Fenster der Kleinwohnungen« oder »Türen der Kleinwohnung«, oder andere Bücher z. B. von Reitmeyer mit schönen Zeichnungen und Grafiken, waren ja aus einer Zeit, die noch geprägt war durch das handwerkliche Bauen. Unsere Lehrer waren ja auch Schüler von den Vertretern dieser Auffassung des Bauens, z. B. von Paul Bonatz und Paul Schmitthenner. Gleichzeitig läuteten einige Architektenprofessoren der TH Dresden behutsam eine neue Zeit ein. Karl Wilhelm Ochs gehört zu ihnen. Er realisierte mit dem Barkhausen-Bau einen durch Sach- lichkeit gemäßigten traditionellen Institutsneubau auf dem Dresdner Hochschulcampus, der entsprechend vielbeachtet wurde. Was zeichnete seine Lehre im Besonderen aus? Ochs war ein begnadeter Architekt, der sich stets auf das von ihm selbst Machbare beschränkte. Anders als viele seiner Kollegen wollte er all seine Planungen bis zum letzten Detail mit seiner persönlichen Handschrift durchdringen. Alles Merkantile in unserem Beruf war ihm ein Gräuel, alle architektonischen Ausdrucksformen, die sich der Mode der Zeit unterwarfen, verabscheute er. Legte ein Student einen Entwurf vor, der Anzeichen des schö- nen Scheins trug, da fragte er »Muss das sein?«. Sein ernsthaftes Mühen umWahrhaftigkeit Manfred Zumpe an seinem Steinway-Flügel, 2015

RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1