Leseprobe

101 EBERHARD PFAU Manfred Zumpe als Gründungsvater des Bundes Deutscher Architekten/ Landesgruppe Sachsen Manfred Zumpe lernte ich eigentlich erst nach der Wende richtig kennen. Vorher bekam ich natürlich mit, welche Leistungen er damals in der DDR, vor allem in Berlin erbracht hatte, erfuhr die Hintergründe aber erst später. Dass wir in den folgenden Jahren intensiven Kontakt hatten, war u. a. auch der Tätigkeit während und nach meinem Studium an der TU Dresden zu verdanken. Nach der Wende wurden wir mit dem Bund Deutscher Architekten (BDA) der Bundes- republik Deutschland konfrontiert, der, anders als der Bund der Architekten der DDR (BdA/ DDR), nur freiberuflichen oder dorthin strebenden Architekten vorbehalten war. Deshalb wurden die Dresdner Architekten in die Gaststätte »Narrenhäusl« am Elbufer eingeladen. Es sollte ein neuer BDA gegründet werden. Etwa 100 Architekten waren gekommen. Vorher war angefragt worden, wer sich engagieren würde. Die, die zugesagt hatten, stellten in Kurzvorträgen ihre Vorstellungen zum neuen BDA vor. Die Atmosphäre war angespannt, aber kreativ. Danach plädierten die anwesenden Architekten für die Auflösung des BdA/ DDR und eine neue Führung des BDA wurde anschließend anonym gewählt. Nach der mit Spannung erwarteten Auszählung der abgegebenen Stimmen lag ich mit geringem Vor- sprung vor Manfred Zumpe. Ich kannte und bewunderte seine äußerst bemerkenswerten Leistungen und dass er, nachdem er in der Provinz ausgebremst worden war, mit guten Architekten (z. B. Hans-Peter Schmiedel.) in Berlin zusammengearbeitet hatte. Man kann schon sagen, dass er weltweit beachtete Wohnbauten, aber auch Zentrumsplanungen rea- lisiert hatte – mitten in DDR-Zeiten. Seine Kreativität war auch in seinem Umfeld in Dresden spürbar, als er aus Berlin zurückkam. Die freundliche Unverdrossenheit, in größten Schwierigkeiten Wege zu erken- nen und trotz sehr ungünstiger Rahmenbedingungen vor aller Augen Architektur- und Bauqualitäten zu erschaffen, hat mich dauerhaft positiv gestimmt, ja begeistert. Das war für mich Anlass, ihm den Vortritt für den Vorsitzenden des neuen BDA in Dresden zu überlassen: »Manfred, Du musst das machen, Du hast das größere Charisma.« Manfred nahm an und wir hatten einen neuen BDA-Chef. International beachtet: der Wohn- und Geschäftskomplex Karl-Liebknecht-Straße in Berlin

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