Leseprobe

7 SUSANN BUTTOLO Manfred Zumpe. Architekt und Pianist »Architektur ist erstarrte Musik« – diese Sicht auf das Bauen, wie sie Johann Wolfgang von Goethe formulierte, kann bildhaft auch auf das Lebenswerk des Architekten Manfred Zumpe (* 1930) übertragen werden. Selbst im politisch schwierigem, ab Mitte der 1950er Jahre von Typenprojektierung und Standardisierung geprägten Baugeschehen der DDR auf hohem gestalterischem Niveau bauend, gelang es dem musikbegeisterten Architekten, seinen Bauwerken mit Rhythmisierung und der Variation eines Gestaltungsthemas eine vielfältige, musisch anmutende Qualität zu verleihen. Neben zahlreichen bemerkenswerten Wettbewerbsentwürfen und Gebäuden wie den stadtbildprägenden Hochhäusern in Berlin- Ost, dem erstmals in Ottendorf-Okrilla errichteten Zwölfeckhaus und den bisher weniger bekannten privaten Wohnhäusern in und um Dresden leistete er auch mit seinen Forschun- gen einen wichtigen Beitrag zum modernen Wohnen seiner Zeit und erlangte mit ihnen internationale Beachtung. Dabei konnte er nachweisen, dass industrielle Baumethoden nicht zwangsläufig zu monotonen Stadtstrukturen und Typenprojekten führen mussten, die viele Architekten und Stadtplaner damals fürchteten. Nach der deutsch-deutschen Wieder­ vereinigung von den strikten baupolitischen Zwängen befreit, realisierte er als freiberuflicher Architekt zahlreiche, individuell entworfene Mehrfamilienhäuser und öffentliche Bauten. Parallel dazu erhielt er einen Ruf als Honorarprofessor für das Entwerfen von Wohnbauten an die TU Dresden, der auch als Wiedergutmachung für seine in der DDR von politischen Vertretern verhinderte Hochschulkarriere zu werten ist. Herkunft, Kindheit und Ausbildung Manfred Zumpe wurde am 12. September 1930 als zweiter Sohn des damaligen Maurers und späteren Baumeisters Alfred Zumpe (1901–1982) und seiner Ehefrau Margarete Zumpe (1902–1984), geb. Klengel, in Dresden geboren. Die wohlsituierte Familie lebte in Lomnitz, einem 20 Kilometer nördlich von Dresden gelegenen Dorf. Dort verbrachte Manfred Zumpe seine Kindheit und wuchs eng mit seinem nur eineinhalb Jahre älteren Bruder Günter (* 1929) auf. Prägend war für beide nicht nur die ländliche Idylle des kleinen Ortes, sondern vor allem auch der väterliche Baubetrieb, der Alfred Zumpe als Baumeister zahlreicher Villen in den Dresdner Stadtteilen Strehlen, Plauen, Bühlau und Blasewitz namhaft machte. Modell des Wettbewerbs­ entwurfs für die Domumbauung Köln, 1956

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