Leseprobe
8 Wohlwollend nahm der Vater das Interesse von Manfred Zumpe am Bauen wahr und gewährte dem neugierigen Sohn frühzeitig Einblicke in seine Planungs- und Bautätigkeit. Er stattete ihn mit eigenen Zeichenwerkzeugen wie Reißbrett, Reißschiene, Winkel und Zirkel aus und leitete ihn geduldig an, seine kindlichen Vorstellungen vom Häuserbauen selbst zu Papier zu bringen. Dabei entwickelte Manfred Zumpe eine besondere gestalteri- sche wie zeichnerische Begabung. Über die Jahre ausgereift und von Schriften aus der umfangreichen Bibliothek des Vaters inspiriert, entwarf er beispielsweise 1948 ein »Haus für einen Architekten am Meer«. Dessen tradierte Formensprache war ganz im Sinne der damals einflussreichen »Stuttgarter Schule« konzipiert, die Manfred Zumpe in der vom Vater abonnierten Zeitschrift »Moderne Bauformen« intensiv studiert hatte. Dieser Entwurf war bei seiner nahezu zeitgleich eingereichten Bewerbung für einen Studienplatz an der TH Dresden hilfreich, denn einige der dort lehrenden Professoren wie Karl Wilhelm Ochs (1896–1988), Wolfgang Rauda (1907–1971) und Heinrich Rettig (1900–1974) hatten an der TH Stuttgart studiert. Seit seiner frühen Kindheit zeigte sich die künstlerische Begabung von Manfred Zumpe auch in einem ausgeprägten musikalischen Talent, das die Eltern gleichermaßen förderten. Während seiner Schuljahre an der Volksschule Lomnitz (1937–41) erhielt er im elterlichen Wohnhaus und nach dem Wechsel an die Dreikönigsschule in Dresden privaten Klavierun- terricht, später auch am Dresdner Konservatorium. Mit 18 Jahren beherrschte Manfred Zumpe Sonaten von Ludwig van Beethoven, die lmpromptus von Franz Schubert sowie Werke von Frédéric Chopin, Franz Liszt, Robert Schumann und Claude Debussy. Als er 1949 sehr erfolgreich an der Oberschule für Jungen Dresden-Nord (die Dreikönigsschule war bei den verheerenden Dresdner Luftangriffen zerstört worden) sein Abitur ablegte, stand er vor der Wahl, Architektur oder Musik zu studieren. Unbeeinflusst vom väterlichen Wunsch, dass sich nach Günter – er studierte seit 1948 das Bauingenieurwesen an der gerade erst »Haus für einen Architekten am Meer«, Entwurf von Manfred Zumpe, 1948
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