Leseprobe

93 der Rückseite der Holztafel wird ausgeführt durch sehr geschickte Tischler: an der Berliner Galerie durch den selbstständigen Tischler Th. Jost, S. W. Kochstraße 25, an der Dresdener Galerie durch den seiner Geschicklichkeit und Gewissenhaftigkeit wegen zum königlichen Conservator ernannten früheren Galerie-Aufseher Carl Müller, der von Haus aus Tischler, schon unter dem früheren vorzüglichen Restaurator Schirmer, einem Schüler Palmarolis arbeitete, und der auf das Entoiliren, das heißt; das Unterziehen der alten mit neuer Leinwand besorgt. Der zweite Theil der Arbeit, die Herstellung der Malerei, die Entfernung der Verunstaltungen, das Ersetzen der fehlenden Theile ist die Arbeit des Restaurators. Die Mittel, welche dabei angewendet werden, sind im Allgemeinen so ziemlich überall dieselben. Die jetzigen Restauratoren, die den alten weit überlegen sind durch die Ehrlichkeit und ihr Achtung vor demOriginal, ver­ heimlichen ihre von ihnen angewendeten Mittel nicht. Die vorzüglichsten Restauratoren unterscheiden sich von ihren Collegen eben nur dadurch, daß sie ihre Mittel am geeigneten Ort, im richtigen Maße und mit der größten technischen Fertigkeit besser anzuwendenwissen, alsminder Erfahrene und minder Geübte und gewissenhafter vorgehen als Jene, die durch eine kärg­ liche Entlohnung gezwungen sind, schneller wirkende, U daß heißt schär­ fere Mittel anzuwenden, um rascher verdienen und leben zu können. Vorzügliche Restauratoren sind: Herr Böhm, 1 ter Restaurator an der Gemälde-Galerie in Berlin − nebenbei bemerkt, ein geborener Wiener − und die beiden Restauratoren und Regeneratoren an der alten Pinakothek in München: Die Herren Alois Hauser und Ant. Frey. Im Allgemeinen sind die alten Gemälde in den Gemälde-Galerien der genannten 3 Städte in einem weit besseren Zustand, als die Bilder aus die­ sem Jahrhundert. In Dresden habe ich mir noch keine Notizen über diese letzteren gemacht, weil mir dies noch nicht so auffiel; in Berlin und inMün­ chen aber ist dieser Unterschied auffallend. (In unserer Galerie ist das umgekehrte Verhältnis; denn hier sind die alten Bilder meist in sehr schlechtem Zustand, während die Mehrzahl der neuen Bilder bei uns in einem ungleich besseren Zustand sich befinden, als jene in der National-Galerie zu Berlin oder in der Neuen Pinakothek zu München) Die bei den Bildern dieses Jahrhundertes vorkommenden Schäden bestehen zumeist in mehr oder minder, oft bis 5 Millimeter breiten Rißen der Farbe, die durch das Zusammenziehen der den Farben beigemischten RetouchirMittel unddas ungleiche Trocknenderselbenentstehen, wodurch der Malgrund ganz bloß gelegt erscheint. − Diese breiten Riße werden ver­ kittet und dann mit Farbe gedeckt. Diese sehr mühsame Arbeit wird an Bildern der neuen Pinakothek ganz vorzüglich ausgeführt von dem oben genannten Herrn Anton Frey, Restaurator & Regenerator an der alten Pina­ kothek. − Auch der Galerie-Aufseher Bodenmüller von der alten Pinakothek hat sich an diesen Arbeiten betheiligt, indemer die Riße von etwa 50 Bilder, U  ORIG. S.3

RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1