Leseprobe

94 darunter die Bilder von Aug. Riedel, verkittete, die dann von H. Frey mit Farbe gedeckt werden. Bedeutend schwieriger gestaltet sich das Restauriren U der alten Bilder, bei denen sich oft die verschiedensten Schäden verbinden. Bezüglich des Parquettirens und des Zusammenziehen der zersprun­ genen Holztafeln wurde mir von Herrn Galerie-Inspector Gustav Müller in Dresden, der schon erwähnte dortige Conservator Herr Carl Müller auf das Wärmste empfohlen und versichert, daß man ihn zu diesem Zwecke bereitwilligst den Urlaub bewilligen werde. Leider habe ich Herrn Carl Müller nicht persönlich kennen gelernt, weil er damals von Dresden abwe­ send war. Das Restauriren der alten Gemälde wird in Berlin von Herrn Böhm, an der Münchener alten Pinakothek von Herrn Alois Hauser besorgt. Beide waren so freundlich, mich in den betreffenden Galerien herumzuführen, um mir die von ihnen restaurirten Bilder zu zeigen und erklärten mir, in welchemZustande sich dieselben früher befundenhaben. Obwohl ich diese Bilder früher nicht selbst gesehen habe, daher keine Vergleiche anstellen konnte, so kann ich doch sagen, daß die beidenHerren Vorzügliches leisten. Beide besitzen eine außerordentliche Geschicklichkeit imReinigen der Bil­ der, im tadellosen Abnehmen der Übermalungen und imErgänzen der feh­ lenden Theile. Die von diesen beiden Herren restaurirten Bilder erfreuen sich einer großen Klarheit und Frische. Das Regenerations Verfahrenwird überall angewendet. Die Herren Frey und Hauser in München haben den Titel: Regeneratar. − Als ich in den gro­ ßen Arbeits-Saal des H. Hauser eintrat, fiel mir sogleich der beim Regeneri­ ren eigenthümliche Geruch auf. In der That sah ich auch bald darauf, daß Herr Hauser ein Bild unter einem auf dem Tisch liegenden Kasten hervor­ halte, in welchem es den Alkohol Dämpfen ausgesetzt war. Obwohl alle hier genannten Herren mit U Vergnügen bereit wären, nach Prag zu kommen, um ein Gutachten abzugeben, so glaube ich doch, daß man in diesem Falle auf Herrn Frey nicht rechnen dürfte, weil er sehr kränklich ist. Jeder von ihnenwürde auchmit demgrößten Vergnügen ent­ weder die ganze Arbeit oder nur den schwierigsten Theil derselben über­ nehmen, aber nur in ihrem eigenen Atelier zu Berlin, beziehungsweise München. Die Bildermüßten dann dehin geschickt werden, was denn doch sehr gewagt wäre. Ich glaube aber, daß die Herren sich dennoch dazu entschließen würden, während einiger Wochen hier zu arbeiten − vorausgesetzt daß sie den Urlaub dazu bekämen − wenn eben diese Bedingung ausdrücklich gestellt würde denn Herr Hauser hat in diesem Jahre in den Gemälde-Galerien zu Kassel & Budapest gearbeitet und wird seine Arbeiten im nächsten Frühjahr fortset­ zen. Herr Hauser hat einen Sohn, der ihm hilft und der auch selbstständig arbeitet. Es schienmir, daß demHerrnHauser daran gelegenwäre, die Arbei­ ten hier zu bekommen, vielleicht eben mit Rücksicht auf seinen Sohn. U  ORIG. S.4 U  ORIG. S.5

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