Leseprobe
116 nach Dresden, Berlin u. München« sind auf 90 Manuskriptseiten genaue Schilderungen der Einrichtung, der Restaurierung und Zugänglichkeit bzw. Sicherheit sowie zur Verwaltung der besuchten Galerien beschrieben. Ein Rapport, in dem er die Ergebnisse für den Ausschuss der Gesellschaft Patriotischer Kunstfreunde zusammen- fasste, und eine detaillierte Kostenaufstellung seiner Reise ergänzen das Dokument. 5 So lässt sich etwa der Verlauf seiner Fahrt von Dres- den über Berlin nach München nachvollziehen sowie seine Reisen von Prag nach Wien 1882 und im Januar 1884. Die Ausgaben für die Bahnfahrten, Hotelübernachtungen, Verpflegung sowie Eintritts- und Trinkgelder in den einzelnen Städten erlauben es uns, Barvitius auf den Etappen seiner Reise zu folgen ( ° ABB. S. 117) . Die Aufzeichnungen bieten somit detaillierte und vergleichende Einblicke in das Museumswesen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhun- derts. Sie sind nicht nur eine wichtige Quelle zur Geschichte der Nationalgalerie in Prag, sondern von hohem Wert für Forschungen zur internationalen Museumsgeschichte. Darüber hinaus können sie auch als Quelle für das Reisen zu Studienzwecken gegen Ende des 19. Jahrhundert gelesen werden, verdeutlichen sie doch die Bedeu- tung des persönlichen Gesprächs und der eigenen Begutachtung von musealen Sammlungen im wissenschaftlichen Diskurs. Barvitius versah seine Aufzeichnungen mit zahlreichen detail- getreuen Skizzen, etwa zu den in den Galerien verwendeten Rahmen oder der dort vorhandenen Möblierung. Er verfasste den Bericht jedoch erst in den Monaten nach seiner Reise und griff dabei auf seine thematisch geordneten Notizen zurück, mehr im Hinblick dar- auf, ein fachliches Nachschlagewerk zu schaffen. 6 Es handelt sich also nicht um ein für die breite Öffentlichkeit gedachtes Dokument, son- dern in erster Linie um ein Handbuch, auf welches Barvitius selbst bei der geplanten Einrichtung der Galerie im Rudolfinum zurück- greifen konnte. Dies erklärt sicherlich auch die persönlichen und sehr wertenden Beurteilungen des Autors, etwa hinsichtlich der Beschil- derung oder der Qualität der ausgeführten Restaurierungen ( U ORIG. S. 32) . Daneben diente sein Bericht ebenfalls als Rechenschaft dafür, dass die entstandenen Reisekosten eine sinnvolle Investition für die Vorbereitungen zur geplanten Einrichtung der Galerie der Gesellschaft Patriotischer Kunstfreunde im Rudolfinum waren. Victor Barvitius war zum Zeitpunkt seiner Reise Inspektor der Gemäldegalerie der Gesellschaft Patriotischer Kunstfreunde − ein Amt, das er seit 1876 ausübte. Er hatte Malerei an der Prager Akade- mie studiert und neben mehreren Studienreisen nach Wien, Dresden, Leipzig, München und Berlin auch drei Jahre zum Studium der Male- rei in Paris verbracht, das durch ein Stipendium der Akademie finan- ziert worden war. 7 Nach seiner Rückkehr lehrte er für einige Zeit Malerei an der Prager Akademie.
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1