Leseprobe

174 MARIA OBENAUS  »Kinder unter 10 Jahren werden nicht zugelassen« ZUR ZUGÄNGLICHKEIT DER GEMÄLDEGALERIEN IN DRESDEN, BERLIN UND MÜNCHEN »Klingt etwas unhöflich«, kommentiert Victor Barvitius das skizzierte Hinweisschild »Atelier. Der Eintritt ist nicht gestattet / L’entrée n’est pas permise« ( U  ORIG. S. 32) . 1 Zugänglichkeit und Exklusivität sind die Pole, zwischen denen die Institution Museum seit ihrem Bestehen pendelt und die sich auch in Barvitius’ Niederschrift an unterschiedlichen Stel- len als Grundkonflikt ablesen lassen. Dabei sind die Verhandlungsthe- men durchaus profaner Natur: Es geht um Öffnungszeiten und Eintritts- preise oder um die Erlaubnis zur Reproduktion. Die Aufzeichnungen von Barvitius stellen für diese bisher nur lückenhaft überlieferten Informationen eine einmalige Quelle dar. So berichtet er, wie die Besu- cherinnen und Besucher beim Betreten der Gemäldegalerie in Dresden an einer Schautafel vorbeiliefen, die das »Regulativ für den Besuch und die Benutzung« ( ° ABB. S. 175) , die zum gegenwärtigen Tag gültigen Öff- nungszeiten und Eintrittsregeln sowie den dreisprachigen Hinweis, sich vor dem Eintritt die Schuhe zu reinigen, beinhaltete. Während das heutige Victoria & Albert Museum in London schon in den 1870er Jahren die Besuchermarke von einer Million knackte, auch weil es mit täglichen Öffnungszeiten von 10 bis 18 Uhr aufwar- ten konnte und unter Gasbeleuchtung an drei Tagen die Woche sogar bis 22 Uhr geöffnet war, 2 mussten sich die deutschen Sammlungen mit ihren Öffnungsstunden noch an den natürlichen Lichtverhält- nissen orientieren. Die Königliche Gemäldegalerie zu Dresden hatte an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 14 Uhr für das allgemeine Publi- kum geöffnet, an allen Wochentagen in den Sommermonaten Mai bis Oktober von 9 bis 15 Uhr und in den Wintermonaten von 10 bis 15 Uhr. 3 Da sich die Öffnungszeiten überwiegend auf die Mittagszeit konzentrierten, musste Barvitius auch für Berlin feststellen: »Im Winter kommt nach 2 Uhr keine Seele mehr, der Besuch ist von dieser Stunde an wie abgeschnitten« ( U  ORIG. S. 39) . Die stundengenaue Besu-

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