Leseprobe

Die Geschichte der Kunstschule Plauen 1877–1945 28 Die Geschichte der Kunstschule Plauen 1877–1945 Von der Kunstgewerblichen Fachzeichenschule zur Kunstschule für Textilindustrie Katrin Färber Mit dem Einzug der maschinellen Produktion von Stickereien undWebtextilien wurde die Frage nach technisch ausgebildeten Fachkräften für maschi- nenangepasste Entwürfe immer drängender. Wegen des akuten Fachkräftemangels ordnete die sächsi- sche Regierung 1869 in der Gewerbeordnung die Ausbildung neu und führte 1873 die gesetzliche Fortbildungspflicht 1 nach demVerlassen der Volks- schule ein. In Plauen wurden ab 1876 die Fortbil- dungsschulen den Volksschulen angeschlossen. 2 1876 beauftragte der Plauener Bürgermeister Oskar Theodor Kuntze den Direktor der Fortbildungsschule Christian Friedrich Krause, die Gewerbeschulen Württembergs zu besichtigen, die durch hervorra- gende Exponate auf der Weltausstellung 1873 in Wien und der Kunst- und Gewerbeausstellung 1876 in München aufgefallen waren. Nach Krauses Rei- sebericht hielt es Kuntze für »unumgänglich nöthig [. . .] für die hiesige Industrie (insbesondere Muster- weberei, Gardinen und Stickerei) [. . .] dem Zeichen- unterricht in der Richtung auf das Musterzeichnen eine größere Ausdehnung zu geben«. 3 Am 2. Mai 1877 öffnete die Gewerbliche Fachzeichenschule im ehemaligen Frankschen Haus an der Inneren Neundorfer Straße 19, der späteren Marktstraße 19, das bereits 1870 zu Schulzwecken von der Stadt erworben worden war (Abb. 1). 4 Gegen den Widerstand einiger Stadträte, die einen Zeichner aus dem Textilgewerbe bevorzugt hätten, stellte Kuntze den akademisch und pädago- gisch gebildeten Richard Hofmann als ersten und vorläufig einzigen Lehrer ein. Das sächsische Innen- ministerium unterstützte die Stadt Plauen 1877 mit einer Beihilfe von 1800 Mark. Hofmann unterrichtete ganz im Sinne seines Lehrers Karl Krumbholz, einem Vertreter des »Zeichnens nach der Natur«. 5 1 Fortbildungsschule: Nach Verlassen der Volksschulen sollten die Knaben das Wissen in Mathematik und Deutsch festigen und später auch erweitern. 2 Weller: Schulgeschichte Plauens, 1941, S. 173−189. 3 StadtA Pl, I/IV/I/F 36, 1876, S. 1. 4 Verwaltungsbericht 1865/66−1889/90, S. 137. 5 StadtA Pl, I/IV/I/F 36, S. 51.

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