Leseprobe

Die Plauener Spitze heute 81 mit Lochkartensteuerung der Vogtländischen Ma- schinenfabrik AG , die er aus dem angrenzenden Böh- men ankaufte. Ende der 1920er Jahre lernte Elly Meyer an der Stickereifachschule in Plauen und belegte auch Fä- cher für Mode und Schnittgestaltung. Sie arbeitete danach unter anderem als Musterdirektrice für Da- menoberbekleidung bei der Firma Friedrich & Seidel in Plauen und natürlich auch in der Firma ihres Vaters. Frieda durchlief indes eine kaufmännische Ausbil- dung an der Plauener Handelsschule und unterstützte ihren Vater ebenfalls im Geschäft. Beide Schwestern führten in dieser von Glanz geprägten Zeit in Plauen zusätzlich ein kleines Ge- schäft für selbst gefertigte Hut- und Modewaren in der Jößnitzer Straße. Zur Ausstattung gehörte auch ein Cabrio, das sie – zusammen mit ihren großen Hüten – ganz sicher zumGesprächsthema ihrer Stadt gemacht haben dürfte. Die Zerstörung Plauens am Ende des Zweiten Weltkriegs ging auch an der Firma von Max Bruno Meyer nicht spurlos vorbei. Neben dem Verlust von Firmengebäuden und dem Modegeschäft konnten nur einige Muster und Lochkarten gerettet werden. Friedas Mann, Richard Wachter, gelernter Banker, baute das Geschäft mit Lohnstickern als kleiner Ver- leger wieder auf. Die Firma konnte recht schnell an ihren frühe- ren Erfolg anknüpfen, zunächst nur imVerlagsbetrieb, später dann auch wieder mit eigener Stickereipro- duktion und eigenen Maschinen in der Mozartstraße. Der Handel mit edlen Textilien, insbesondere in den süddeutschen Raum, sowie die Fertigung von reich bestickten Tages­ decken war Basis für einen ersten Wohlstand nach den schwierigen Anfängen des Wieder­ aufbaus. 1965 wurden die Anteile der Firma als genossen- schaftliches Handwerk teilverstaatlicht und firmier- ten neben denen anderer Unternehmen fortan unter PGH Modespitze . Richard konnte zunächst seine Anteile in der sogenannten Genossenschaft halten, bis 1973 die zwangsweise Vollverstaatlichung zum VEB Modespitze erfolgte. Die Tochter von Frieda und Richard, Regine, war zunächst als Textilingeni- eurin in der Modespitze für die Entwicklung verant- wortlich und danach Leiterin der Produktion. Trotz aller Schwierigkeiten wurde die Plauener Spitze aufgrund der stets sehr guten »Valuta«-Umsätze eines der wichtigsten Exportgüter der DDR. Produ- ziert wurde immer noch auf bis zu 80 Jahre alten Maschinen der VOMAG. Nach der Wende ging Regine Reinhardt von 1990 bis 1993 den schwierigen Weg der Reprivati- sierung und gründete mit weiteren Gesellschaftern unter demNamen Modespitze eine GmbHmit 15Mit- arbeitern. Die bisher dezentrale Stickereiproduktion wurde 2001 in Plauen-Reißig konzentriert. Der Fir- mensitz mit Konfektion, Musterentwicklung, Archiv Verwaltung und Versand blieb weiter in der Annen- straße 9. Im Neubau wurden Schweizer Maschinen vom Typ LÄSSER MD aufgestellt, aber man produ- zierte auch weiterhin auf den historischen Stickma- schinen der Vogtländischen Maschinenfabrik AG . Abb. 2 80. Geburtstag von Max Bruno Meyer, April 1957, v. l.: Richard Wachter, Max Bruno Meyer, Frieda Wachter, Elly Leupold. Abb. 3 Bolero »Vivina«, Modespitze Plauen (Ausführung).

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