Leseprobe
Spitzenherstellung im Vogtland 16 kamen von der Schweizer Stickmaschinenfabrik Sau- rer in Arbon, die anderen von der Sächsischen Stick- maschinenfabrik AG in Kappel. Hauptstandort mit 27 Maschinen war Plauen. Zwei ehemalige Mitarbeiter von Albert Voigt, der Schweizer Johann Conrad Die- trich aus dem Zürcher Oberland und der Sachse Her- mann Dietrich (nicht miteinander verwandt), gründe- ten 1881 in Plauen die Stickmaschinenfabrik J. C. & H. Dietrich . Die erste Schiffchenstickmaschine wurde imDezember 1881 ausgeliefert, die 1000. imDezem- ber 1892. Bis zur Einstellung des Stickmaschinen- baus in Plauen um 1938 sollten es fast 17000 Ma- schinen werden (Abb. 2). Ab 1892 wurden neben vielen anderen Empfängerländern auch Kunden in der Schweiz mit Schiffchenstickmaschinen aus Plauen beliefert. In Sachsen (und damit Deutschland) gab es bis 1914 vier Hersteller von Schiffchenstick- maschinen. 14 Aus der Schweiz lieferte im Gegenzug neben Saurer auch die Firma F. Martini & Co. in Frau- enfeld zahlreiche Stickmaschinen nach Sachsen. 1895 wurde die Plauener Fabrik in die Aktiengesell- schaft Vogtländische Maschinenfabrik AG umge- wandelt. Die modernste Stickmaschine der Plauener vor dem ErstenWeltkrieg wurde 1914 auf der BUGRA in Leipzig ausgestellt und vorgeführt. Sie hatte eine Geschwindigkeit von maximal 125 Stichen pro Mi- nute, bei einer Stickbreite von 13,75 m. Heute sind wir bei einer Geschwindigkeit von bis zu 700 Stichen pro Minute und Stickbreiten bis zu 30,5 m sowie maximal 1 128 Nadeln. Nach fast 20-jähriger Entwicklung durch Arnold Gröbli, einem Sohn Isaak Gröblis, ergänzte 1897 ein Stickautomat mit Jacquardkarte die Schiffchenstick- maschinen. Die Patentrechte erwarb die weltgrößte Stickereifirma Feldmühle AG in Rorschach (Schweiz), die im Besitz von zwei deutschstämmigen Amerika- nern war. Die Firma, größter Einzelkunde für Stick- maschinen aus Plauen, vergab für diesen Automaten 1900 eine zehnjährige exklusive Fertigungslizenz an die Vogtländische Maschinenfabrik AG in Plauen. Die Fertigung begann 1902. Eine solche Maschine von 1906 ist museal in der Schweiz erhalten. Um sich Lizenzgebühren zu ersparen und eigene technische Verbesserungen anbieten zu können, kam 1910 die Plauener Fabrik mit einer eigenen Version, der »Sys- tem Zahn«, auf den Markt (Abb. 3 und 4). Dieser vom Direktor Robert Zahn entworfene Stickautomat ver- wendete einige technische Lösungen von Arnold Gröbli. Bis die Schweizer Firma Saurer 1912 einen eigenen Stickautomaten vorstellte, hatte die Plaue- ner Firma für diese Stickautomaten zehn Jahre lang weltweit quasi das Monopol. Mit diesen Automaten waren jedoch keine feineren Stickqualitäten möglich, da es technisch bedingt kleinstmögliche Stichabstände von 1/6 mm ( Vomag / Plauen) bis 1/10 mm ( Saurer /Arbon) gibt. Bei den von Hand über Pantografen (analog) geführ- ten Stickmaschinen sind keine Beschränkungen vor- handen, außer der Gefahr, bei zu kleinem Stichab- stand den vorherigen Stich zu zerstören. 14 Nach 1914 gab es in Deutschland (Sachsen) noch zwei Hersteller von Schiffchenstickmaschinen: Vogtl. Maschinenfabrik AG in Plauen und die Maschinenfabrik Kappel AG in Chemnitz. Abb. 5 Anbau der Kunst- schule Plauen von 1935, in dem auch der Maschi- nensaal der Schule unterge- bracht war.
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1