Leseprobe

35 Die Rückkehr des Grünen Gewölbes Die Innenarchitektur der barocken Sammlungsräume in ihrer letzten, vom Museums- direktor Jean Louis Sponsel bestimmten Fassung von 1912 bis 1917 war zu etwa 40 Pro- zent zerstört. Doch gleich nach der Vernichtung im Jahr 1945 gab es die Vision, die barocke Schatzkammer wieder aufzubauen. Anders ist es nicht zu erklären, dass aus dem Brandschutt des Wappenzimmers alle nur auffindbaren Teile der Kupferschilde geborgen und über Jahrzehnte an wechselnden Orten aufbewahrt wurden (Abb. 21). Doch zunächst lagen die Räume des Grünen Gewölbes ungesichert und der Witterung ausgesetzt in der Trümmerwüste, zu der das Residenzschloss und die Innenstadt Dresdens geworden waren. Immer wieder drangen Diebe in die mehr und mehr verrottenden und von Haus- schwamm befallenen barocken Ausstellungsräume ein und bedienten sich an den Spiegeln und Konsolen. Erst der Ausbau der Wandverkleidungen in den Jahren 1962 und 1963 sicherte den noch vorhandenen Bestand. Bis 1989 erlebten die nunmehr völlig leeren Räume verschiedene Nutzungen als Büro- und Ausstellungsräume wie auch als Auf- führungsräume für Konzerte oder legendäre Fastnachtsfeste. Die Geschichte des Grünen Gewölbes als Museum hatte 1958 eine neue Wendung genommen. Am 8. September beschloss der Ministerrat der UdSSR unter Vorsitz von Nikita Chruschtschow, die 1945 auf Anordnung von Josef Stalin von der Trophäen- 21 Das Schnitzwerk des Pretiosensaals im Keller des Instituts für Denkmalpflege, 1965

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