Leseprobe

70 S achsens Reichtum beruhte in der Renaissance vor allem auf seinen Bodenschätzen. Neben Silber, Gold und vielen anderen Metallen wurden im Kurfürstentum auch verschiedene seltene und kostbare Mineralien gefunden. Künstlerisch genutzt wur­ den zudem Gesteine wie Marmor und Serpentinit. Seit dem 15. Jahrhundert baute man in Zöblitz im Erzgebirge das schlangenhautartig gefärbte und nach seinem Abbau weiche und damit drechselbare Serpentin (Serpentinit) ab und schuf daraus Gefäße. Um die Ver­ wertung der Gesteine Sachsens zu optimieren, holte Kurfürst August 1575 den italieni- schen Bildhauer und Gestalter Giovanni Maria Nosseni nach Dresden. Seine Hauptauf- gabe war zunächst, weitere verwertbare Gesteine zu suchen, die sich »insonderheit zu aller­ lei Kunstarbeit gebrauchen lassen«. Nosseni und der geschäftstüchtige Landesvater ent- wickelten aber auch für den vielseitig verwendbaren Serpentinit, dem überdies magische Eigenschaften zugeschrieben wurden, eine neue Vermarktungsstrategie. Deren Erfolg be­ legen noch heute viele Serpentingefäße in historischen fürstlichen Sammlungen Europas. Wenige Jahre bevor die eigenen Ressourcen intensiv für die Herstellung von Werken der Schatzkunst genutzt wurden, entstand das kleine gedeckelte Schälchen aus granat- freiem, durchscheinend grün gefärbtem Serpentinit. Es war als Geschenk an die Kur- fürstin Anna zum Weihnachtsfest 1572 bestimmt. Der Goldschmied Urban Schneeweiß hatte es in »Cronen golt« gefasst und erhielt am 29. Dezember 1571 eine Bezahlung von 74 Gulden 2 Groschen für das Gold und 4 Gulden 12 Groschen für seine Arbeit. Die auf der Innenseite des Deckels eingravierten Wappen Kursachsens und des Königreichs Däne- mark-Norwegen verweisen auf den Schenker und die Beschenkte. Die ebenfalls auf der Deckelinnenseite eingravierte Jahreszahl 1572 datiert es als eines der frühesten Werke dieses Goldschmieds für den Dresdner Hof. ® Fünf von sechs Prunkgefäßen Zöblitzer Serpentinit, Silber, vergoldet Entwurf: wohl Giovanni Maria Nosseni Drechselei/Schliff: Zöblitz bei Marienberg/Sachsen, vor 1585 Goldschmiedearbeit: Urban Schneeweiß Dresden, vor 1585 H. (v. l. n. r.) 29,1 cm, 29,7 cm, 29,0 cm, 30,6 cm, 31,3 cm/ Inv.-Nrn. (v. l. n. r.) V 397, V 389, V 390, V 386, V 399 Hohe Deckelkanne Zöblitzer Serpentinit, Silber, vergoldet Drechselei/Schliff: Zöblitz bei Marienberg/Sachsen, vor 1585 Goldschmiedearbeit: Urban Schneeweiß Dresden, vor 1585 H. 29,3 cm, Dm. 15,0 cm Inv.-Nr. V 398

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