Leseprobe
100 D ie weit über das Reich wirkende politische Bedeutung der sächsischen Kurfürsten am Ende des 16. Jahrhunderts veranschaulichen die zahlreichen Geschenke, die Dresden in den letzten Jahren der Regierungszeit des Kurfürsten August und zum Herrschaftsantritt seines Sohnes Christian I. erreichten. Die bedeutendsten Kunstwerke sind wohl die Bronzeskulpturen, die Francesco I. de’ Medici, Großherzog der Toskana, 1587 über die Alpen nach Dresden sandte. Sie waren Teil einer Geschenksendung zum Herrschaftsantritt des jungen Kurfürsten, zu der neben italienischen Köstlichkeiten und den von europäischen Fürsten sehr begehrten osmanischen Waffen eben jene vier Skulp- turen Giovanni da Bolognas gehörten. Über die Jahrhunderte im Grünen Gewölbe bewahrt haben sich der Fliegende Merkur und die Schlafenden Nymphe mit Satyr. In der Skulpturensammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden befindet sich die von Giambologna signierte Gruppe des Kentauren Nessus, der Dejanira raubt, und seit 2018 wieder die virile Figur des Mars, die der Künstler als eigenes Geschenk an Christian I. der Sendung aus Florenz beigefügt hatte. Die Figuren erhielten in der gerade neu museal eingerichteten kursächsischen Kunstkammer einen Ehrenplatz. Sie stehen zugleich am Anfang des Sammelns von bildender Kunst in Dresden und gehören außerdem zu den ganz wenigen Bronzestatuetten Giambolognas, die genau datiert werden können. Ihre Eigenhändigkeit bezeugen nicht nur die herausragende Qualität der Bronzegüsse, sondern auch ihre sorgfältige Ziselierung und feine Lackpatina. Bereits 1563 befasste sich Giovanni da Bologna, der bedeutendste Bildhauer des italienischen Manierismus, mit dem künstlerischen Motiv des fliegenden Merkurs. Als passendes Geschenk für Kaiser Maximilian II. konnte er im Auftrag der Medici wenig Bronzegruppe der Schlafenden Nymphe, die von einem Faun betrachtet wird Bronze Giambologna (Giovanni da Bologna) und Adriaen de Vries Florenz, vor 1587 H. (ohne Sockel) 20,7 cm, B. 34,0 cm, T. 18,0 cm Inv.-Nr. IX 34
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